Der Aufstand der russischen Privatarmee Wagner gegen die eigene Staatsführung mitten im Ukraine-Krieg hat nach Einschätzung westlicher Experten massive Schwächen des russischen Sicherheitssystems aufgedeckt. Dies könne die Moral der russischen Soldaten an der Front schwächen, schreibt das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) aus Washington in einem Bericht. Die vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ausgehandelte Vereinbarung, wonach sich Söldnerchef Jewgeni Prigoschin nach Belarus zurückziehen soll, sei nur eine kurzfristige Lösung.
Wagner-Söldner hätten Moskaus Vororte erreichen können
Nach Einschätzung des ISW hätten die Wagner-Söldner bei ihrem Vorstoß die Vororte von Moskau erreichen können, wenn Prigoschin dies gewollt hätte. Die Aktion haben den Mangel an russischen militärischen Reserven im Hinterland deutlich gemacht. «Prigoschins Rebellion hat illustriert, dass den russischen Streitkräften in vielen rückwärtigen Gebieten Reserven fehlen», heißt es in dem Bericht. «Und sie wird mit großer Sicherheit die Moral des russischen Personals in der Ukraine senken - ein Wissen, das die ukrainischen Kräfte bei ihren Versuchen, die russischen Linien zu durchbrechen, nutzen können.»
Jewgeni Prigoschin (r), Eigentümer des Militärunternehmens Wagner Group, sitzt in einem Militärfahrzeug und macht ein Selfie mit einem Zivilisten auf einer Straße in Rostow am Don. Foto: -/AP/dpa
Demütigung für Wladimir Putin
Mit dem von Lukaschenko vermittelten Abkommen werde die Wagner-Gruppe höchstwahrscheinlich nicht wie heute als von Prigoschin geführter unabhängiger Akteur weiterexistieren, schreibt das Institut. Einige Teile könnten dem Verteidigungsministerium unterstellt werden. Prigoschin habe wahrscheinlich darauf gesetzt, dass ein Marsch gegen das Ministerium der einzige Weg sei, die Wagner-Gruppe als unabhängige Kraft zu erhalten. Dabei habe er seine eigenen Chancen überschätzt.
Das Bild des belarussischen Machthabers, der einen militärischen Vorstoß aus Moskau stoppt, sei demütigend für Kremlchef Wladimir Putin. «Der Kreml sieht sich nun einem sehr instabilen Gleichgewicht gegenüber. Der von Lukaschenko ausgehandelte Deal ist eine kurzfristige Fixierung, keine langfristige Lösung», schreibt das ISW.Quelle:Upday
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