Direkt zum Hauptbereich

Die Schwedin Loreen gewinnt das Finale des Eurovision Song Contest — Deutschland wieder Letzter

Es war schrill, es war schräg und es gab sogar gute Musik. In Liverpool ging am Samstagabend das Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC) über die Bühne. Gewonnen hat Loreen aus Schweden. Unter den Buchmachern galt sie als großer Favorit. Es war – nach 2012 - der zweite Sieg für die Sängerin. Nach der traditionell komplizierten Punktevergabe stand das Siegerlied kurz nach 1 Uhr in der Nacht zum Sonntag fest.

Große Enttäuschung hingegen bei Deutschland: Die Hamburger Rock-Band Lord Of The Lost landet auf dem letzten Platz – für den deutschen Interpreten das gleiche Ergebnis wie beim letzten Mal.

Die deutsche ESC-Pleiteserie seit 2015 mit vorletzten oder letzten Plätzen unterbrach in den vergangenen Jahren nur Michael Schulte, der 2018 auf dem vierten Platz gelandet war. Letztmals kommentierte in der ARD der 75 Jahre alte Peter Urban die Show.

Zweiter großer Erfolg für Loreen beim ESC

Zum zweiten Mal nach 2012 hat die Sängerin Loreen für Schweden den Eurovision Song Contest gewonnen. Ihr Lied «Tattoo» erhielt insgesamt 583 Punkte. Auf Platz zwei in der größten Musikshow der Welt kam in der Nacht zum Sonntag Finnland (526 Punkte) mit dem Sänger Käärijä und dem Metal-Pop-Elektro-Song «Cha Cha Cha». Rang drei in Liverpool erreichte Israel, gefolgt von Italien und Norwegen.

Die Favoritin setzte sich durch

Der nordische Showdown zwischen Schweden und Finnland hatte sich bereits vor dem Finale von Liverpool angedeutet: Schwedens Loreen und Finnlands Käärijä waren von Experten und Wettbüros vorab als die beiden größten Favoriten des diesjährigen ESC ausgemacht worden.

Loreen, die den Musikwettbewerb vor elf Jahren in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit dem Song «Euphoria» gewonnen hatte, war von den Buchmachern schon früh als Top-Favoritin gehandelt worden - und das noch bevor sie den schwedischen ESC-Vorentscheid im März überhaupt für sich entschieden hatte.

Loreen und die Popnation Schweden

Loreen ist 39 Jahre alt und stammt aus Stockholm. Mit «Euphoria» hatte sie nicht nur den ESC-Titel 2012 eingeheimst, sondern war damals auch in Deutschland und weiteren Ländern an die Spitze der Charts gestürmt. Seitdem war es international wieder ruhiger um die Schwedin geworden – bis sie mit «Tattoo» einen ganz ähnlichen Sound traf wie mit ihrem Erfolgshit vor elf Jahren.

Die Popnation Schweden hat den ESC nun auch sieben Mal für sich entschieden – und ist damit Rekordhalterin auf Augenhöhe mit Irland. Vorangegangener schwedischer Sieger war 2015 in Wien der Sänger Måns Zelmerlöw mit «Heroes».

Seinen wohl größten Augenblick bei dem Wettbewerb erlebte das skandinavische Land allerdings vor fast einem halben Jahrhundert: Im Jahr 1974 hatte die Popgruppe Abba den damaligen Grand Prix im englischen Brighton mit «Waterloo» gewonnen. Der Erfolg machte Abba schlagartig international bekannt - es folgte eine Weltkarriere.


Liverpool statt Kiew

Der ESC-Tradition zufolge hätte normalerweise die Ukraine als Vorjahressieger den 67. Eurovision Song Contest ausgetragen. Großbritannien nahm aber als zweitplatziertes Land des Vorjahres diese Aufgabe wahr, weil die Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges kein sicherer Ort ist.

In einem BBC-Interview hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, er hätte es besser gefunden, wenn der Wettbewerb in ein ukrainisches Nachbarland wie Polen oder die Slowakei verlegt worden wäre. Dann wäre es für Ukrainer einfacher gewesen, hinzureisen oder sich nahe zu fühlen. Beim Moderationsquartett in Liverpool war die ukrainische Sängerin Julia Sanina dabei, die ausdrücklich in der Show den britischen Gastgebern dankte.

Neben ihr moderierten die Schauspielerin Hannah Waddingham («Game of Thrones»), die «Britain's Got Talent»-Jurorin Alesha Dixon und der Talkmaster und Autor Graham Norton, der eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt ist und seit Jahren für die BBC den ESC kommentiert.

Fulminates Finale

26 Lieder konkurrierten im Finale. Insgesamt nahmen am ESC in diesem Jahr 37 Länder teil. 11 Beiträge wurden in den beiden Semifinals aussortiert, darunter die Beiträge aus den Niederlanden, Irland, Dänemark und Island.

Als große Geldgeber sind automatisch Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und auch Deutschland fürs Finale gesetzt, ebenso der Vorjahressieger, also diesmal die Ukraine.

Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht fürs eigene Land. Ihr Voting wurde ergänzt von Juroren.

2023 war die Punkteverkündung von Fachjurys und Publikum zum siebten Mal getrennt, zuerst wurde per Schalte in alle 37 Teilnehmerländer das Juryvoting abgefragt, das Schweden mit 340 Stimmen gewann – Deutschland kam mit nur drei Punkten auf den letzten Platz. Dann verlasen die Moderatoren das Televote (die Zuschauerstimmen).

Die Jury-Punkte aus Deutschland (diesmal in der Jury unter anderem Katja Ebstein und die Frida-Gold-Frontfrau Alina Süggeler) gab zum ersten Mal der Moderator Elton bekannt, nachdem dies jahrelang Barbara Schöneberger gemacht hatte. Er wurde live aus Hamburg zugeschaltet. Die Höchstpunktzahl 12 ging dabei an Schweden. Die deutschen Zuschauer gaben dagegen Finnland die Höchstpunktzahl.

Experten sahen Deutschland im Mittelfeld

Deutschlands ESC-Hoffnung hieß dieses Jahr Lord Of The Lost mit dem Song «Blood & Glitter». Gehofft wurde diesmal auf ein besseres Abschneiden bei dem Musikwettbewerb. In den vergangenen Jahren waren lediglich letzte oder vorletzte Plätze drin.

Die Hamburger Formation hatte eigentlich einen guten Auftritt hingelegt und begeisterte das Publikum im englischen Liverpool. Sänger Chris Harms trat in einem engen roten Latexanzug auf, dabei zeigte der Anzug rechts sehr viel Bein und so einige Tätowierungen. Seine Erscheinung erinnerte an einen finsteren roten Engel. Nach dem mehr als dreiminütigen Auftritt gab es langen und kräftigen Applaus. Die Band kommt in England extrem gut an.

Harms hatte vor dem Gesangswettbewerb zeitweilig mit einer angeschlagenen Stimme zu kämpfen gehabt. «Der Stimme geht es gut soweit. Trotzdem schone ich meine Stimme natürlich und benutze sie nur, wenn ich sie wirklich brauche. Lieber Vorsicht als Nachsicht», hatte er am Freitag der Deutschen Presse-Agentur geschrieben.

Lord Of The Lost wurden 2009 gegründet. Die Fan-Basis der Band gilt als lebhaft. Anfang 2023 schoss das Album «Blood & Glitter» an die Spitze der deutschen Album-Charts – genau wie diese Platte hieß auch der ESC-Song, mit dem die Rock-Gruppe auf eine gute Platzierung hofft. Sie hatte sich beim deutschen Vorentscheid Anfang März durchgesetzt und sich damit das Ticket für Liverpool gesichert.

Abschied von ARD-Kommentator Peter Urban

In der Nacht zum Sonntag heißt es für deutsche TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer auch Abschied nehmen: Für Peter Urban war es der letzte ESC-Einsatz. Seit 1997 führte der 75-Jährige als ARD-Kommentator durch die Shows im Ersten. Das Eurovision-Finale gehört in vielen Ländern und auch in Deutschland jährlich zu den erfolgreichsten Unterhaltungssendungen.


Tabelle

Platzierungen im ESC-Finale 2023

1. Schweden: Loreen - "Tattoo"
2. Finnland: Käärijä - "Cha Cha Cha"
3. Israel: Noa Kirel - "Unicorn"
4. Italien: Marco Mengoni - "Due vite"
5. Norwegen: Alessandra - "Queen Of Kings"
6. Ukraine: Tvorchi - "Heart Of Steel"
7. Belgien: Gustaph - "Because Of You"
8. Estland: Alika - "Bridges"
9. Australien: Voyager - "Promise"
10. Tschechien: Vesna - "My Sister's Crown"
11. Litauen: Monika Linkytė - "Stay"
12. Zypern: Andrew Lambrou - "Break A Broken Heart"
13. Kroatien: Let 3 - "Mama ŠČ"
14. Armenien: Brunette - "Future Lover"
15. Österreich: Teya & Salena - "Who The Hell Is Edgar?"
16. Frankreich: La Zarra - "Évidemment" 
17. Spanien: Blanca Paloma - "Eaea"
18. Moldau: Pasha Parfeni - "Soarele și luna"
19. Polen: Blanka - "Solo"
20. Schweiz: Remo Forrer - "Watergun"
21. Slowenien: Joker Out - "Carpe Diem"
22. Albanien: Albina & Familja Kelmendi - "Duje"
23. Portugal: Mimicat - "Ai coração"
24. Serbien: Luke Black - "Samo mi se spava"
25. Großbritannien: Mae Muller - "I Wrote A Song"
26. Deutschland: Lord Of The Lost- "Blood & Glitter"



Loreen aus Schweden feiert mit der Trophäe, nachdem sie das große Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC) in der M&S Bank Arena in Liverpool, England, gewonnen hat. Foto: Martin Meissner/AP/dpa

Loreen aus Schweden feiert mit der Trophäe, nachdem sie das große Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC) in der M&S Bank Arena in Liverpool, England, gewonnen hat. Foto: Martin Meissner/AP/dpa


Quelle: upday, JZ-App und eurovision.de


JZ-App
Vorlesen lassen

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Kommentar

Beliebte Beiträge

Israel jubelt: Hamas-Geiseln nach 738 Tagen befreit

Auf dem «Platz der Geiseln» in Tel Aviv versammelten sich bereits in den frühen Morgenstunden Hunderte Menschen zur Feier der Geiselfreilassung. Sie trugen Bilder der Geiseln und schwenkten blau-weiße israelische Flaggen. Die Menge wartete gespannt auf die Rückkehr ihrer Landsleute nach 738 Tagen brutaler Geiselhaft. Der 37-jährige Daniel Colodro aus Chile war extra aus Haifa angereist. «Ich bin schon seit gestern Abend hier, ich bin extra aus Haifa gekommen», erzählte der in eine Fahne gehüllte Einwanderer. «Das ist ein historischer Tag, deshalb wollte ich hier vor Ort sein. Wir haben zwei Jahre lang darauf gewartet, deshalb wollte ich dies mit all den Menschen hier erleben. Endlich können wir durchatmen.» Unbändiger Jubel nach erster Freilassung Nach der Bekanntgabe der ersten Freilassungen brach auf dem Platz unbändiger Jubel aus. Im Fernsehen wurden Bilder aus den Häusern der Angehörigen übertragen, die mit großer Freude und Erleichterung auf die Rückkehr ihrer Liebsten reagierten....

ESC-Krise eskaliert - Österreich droht mit Absage

Der nächste Eurovision Song Contest steht vor einer beispiellosen Krise. Der 70. Wettbewerb seit 1956 könnte nicht in Wien stattfinden, weil politischer Druck auf den Österreichischen Rundfunk (ORF) wächst. Die Kanzlerpartei ÖVP um Bundeskanzler Christian Stocker drängt den ORF zur Absage, sollte Israel von der Veranstaltung im Mai ausgeschlossen werden. Besonders Generaldirektor Roland Weißmann steht unter Druck der Regierungspartei. Dem ORF drohen dramatische finanzielle Konsequenzen. Da der Sender die Ausrichtung gegenüber der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zugesagt hat, müsste er bis zu 40 Millionen Euro bezahlen, selbst wenn ein anderes Land kurzfristig übernimmt. Nur 22 Millionen Euro würde die Stadt Wien beisteuern - aber auch nur bei einer Austragung in Wien Internationale Boykottdrohungen Mehrere Sender haben bereits mit einem Boykott gedroht, sollte Israel teilnehmen. Irland, Island, die Niederlande, Slowenien und Spanien stellen ihre Teilnahme in Frage, falls Israel nicht ...

EU verhängt 157 Millionen Euro Strafe gegen Gucci und Co

Die EU-Kommission hat gegen die Luxusmodemarken Gucci, Chloé und Loewe Geldstrafen von insgesamt mehr als 157 Millionen Euro verhängt. Die drei Unternehmen hatten jahrelang unabhängigen Händlern vorgeschrieben, zu welchen Preisen sie deren Produkte verkaufen dürfen. «Dieses wettbewerbswidrige Verhalten führt zu höheren Preisen und einer geringeren Auswahl für die Verbraucher», teilte die Brüsseler Behörde mit. Die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera betonte, die Entscheidung sende ein starkes Signal an die Modebranche und darüber hinaus. Preisbindung bei Luxusgütern Die drei Modeunternehmen bemühten sich darum, dass ihre Einzelhändler dieselben Preise und Verkaufsbedingungen anwendeten wie in den eigenen Geschäften. Sie machten Vorgaben zu Verkaufspreisen und maximalen Rabatten. Teilweise untersagten die Luxusmarken Preisnachlässe komplett. Die drei Unternehmen handelten unabhängig voneinander, viele Händler verkauften jedoch Produkte aller drei Marken...

Update auf FritzOS 8.2 für weitere Router freigegeben: Ist eure Fritzbox schon dabei?

Der Hardware-Hersteller Fritz gibt das nächste große Update für weitere seiner Router frei. Gleich zwei Fritzboxen und ein Repeater erhalten FritzOS 8.2. Welche anderen Geräte ebenfalls schon auf die Neuerungen zugreifen können. Schon vor einigen Monaten gab es die erste Laborversion von FritzOS 8.2 zum Download. Damals trug der Hersteller der beliebten Router noch den Namen AVM. Unter dem  neuen Namen Fritz  geht auch der Rollout der neuen Softwareversion flott voran. Mittlerweile profitieren einige Fritzboxen und andere Geräte von den  Neuerungen von FritzOS 8.2 . Welche das sind, lest ihr weiter unten. Jetzt hat Fritz die nächsten Geräte für den Versionssprung freigegeben. Für diese Fritzboxen und Repeater steht FritzOS 8.2 jetzt bereit Das Update auf FritzOS 8.2 sollte für die neuen Geräte automatisch heruntergeladen und installiert werden, wenn ihr die entsprechende Option in eurer Fritzbox aktiviert habt. Alternativ könnt ihr das Update manuell anstoßen. Ruft dazu d...

Kartellamt leitet offizielles Verfahren gegen Temu ein

Das Bundeskartellamt hat ein offizielles Verfahren gegen die Whaleco Technology Limited eingeleitet. Das irische Unternehmen mit Sitz in Dublin betreibt den Online-Marktplatz Temu und muss sich nun wegen verdächtiger Geschäftspraktiken gegenüber deutschen Händlern verantworten. Die Behörde untersucht den Verdacht unzulässiger Preisvorschriften. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärte: «Wir gehen dem Verdacht nach, dass Temu unzulässige Vorgaben für die Preisgestaltung der Händler auf dem deutschen Marktplatz machen könnte.» «Solche Vorgaben könnten erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen darstellen und letztlich auch Preiserhöhungen auf anderen Vertriebswegen zur Folge haben», warnte Mundt. Das Kartellamt prüft zusätzlich, ob Temu selbst Endverkaufspreise festlegt. Temu reagiert zurückhaltend Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht öffentlich zu den Vorwürfen. Ein Temu-Sprecher teilte auf Anfrage lediglich mit: «Wir halten uns an die geltenden Gesetze und Vorschrifte...