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E-Akten-Pflicht ab morgen - 20 Prozent der Praxen fehlt Software

Rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte besitzen bereits eine elektronische Patientenakte. Ab 1. Oktober wird deren Nutzung für Ärzte zur Pflicht - doch die technischen Voraussetzungen fehlen noch in vielen Praxen.

Etwa 20 Prozent der Arztpraxen können derzeit nicht mit der elektronischen Patientenakte arbeiten. Der Grund: Sie warten noch auf erforderliche Softwaremodule ihrer Systemanbieter.



Technische Hürden vor dem Start

«Nach unserem letzten Stand sind etwa 80 Prozent der Praxen mit einem solchen Modul ausgerüstet», sagte Sibylle Steiner von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). «Dass etwa ein Fünftel der Praxen noch nicht mit der ePA arbeiten können, sehen wir sehr kritisch.»

Einige Anbieter von Praxisverwaltungssystemen wollen das ePA-Modul im vierten Quartal nachliefern. Von anderen Herstellern gebe es jedoch gar keine Rückmeldung, kritisierte Steiner.

Paradoxerweise drohen den Praxen bei Verzögerungen Sanktionen bei der Vergütung. «Es kann nicht sein, dass die Praxen bestraft werden, wenn Hersteller der Softwaresysteme es nicht rechtzeitig schaffen, Module für den ePA-Einsatz bereitzustellen», so Steiner.

Nutzung nimmt bereits zu

Seit Januar läuft die automatische Anlage der E-Akten nach einer Reform der Ampel-Koalition. Rund 58.000 der 98.500 Arztpraxen in Deutschland nehmen bereits teil.

Zusätzlich sind knapp 20.000 Zahnarztpraxen, rund 6.500 Apotheken und 727 Kliniken angeschlossen. Wöchentlich werden derzeit 1,9 Millionen Dokumente hochgeladen.

Die Praxen seien Vorreiter bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen, betonte Steiner. Viele müssten jedoch nach wie vor Faxgeräte vorhalten, um mit Krankenhäusern zu kommunizieren.

Kliniken brauchen mehr Zeit

Bei Krankenhäusern ist zum 1. Oktober keine flächendeckende Anbindung zu erwarten. Die Einführung sei nicht mit einem einfachen Software-Update getan, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit.

Laut einer Befragung unter 382 Kliniken gehen 58 Prozent davon aus, dass die ePA erst im Laufe des nächsten Jahres krankenhausweit einsetzbar sein wird.

Patienten schlecht informiert

Aus Praxen ist zu hören, dass Patienten noch wenig über die ePA wissen. Die Krankenkassen hätten die Pflicht, umfassend darüber zu informieren, kritisierte Steiner. «Hier besteht aus unserer Sicht noch deutlicher Nachholbedarf.»

Viele Patienten kennen zudem ihren gesetzlichen Anspruch auf Einsicht in ihre komplette Krankenakte nicht. Da die ePA derzeit nur Zusammenfassungen enthalte, bleibe die Möglichkeit zum Anfordern der vollständigen Akte weiterhin unverzichtbar. Quelle: dpa






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