Direkt zum Hauptbereich

Deutschlandticket für 2025 gesichert – Zukunft aber offen

Das Deutschlandticket im Nahverkehr ist für das kommende Jahr gesichert. Nach dem Bundestag stimmte auch der Bundesrat einer notwendigen Gesetzesänderung zu, dabei geht es um eine finanzielle Absicherung staatlicher Zuschüsse. Nutzer können sich aber nicht auf das Deutschlandticket als dauerhaftes Angebot einstellen. Denn wie es damit über 2025 hinaus weitergeht, ist vor allem wegen Finanzierungsfragen offen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing spricht sich für eine langfristige Fortführung des Tickets aus.

Millionen von Nutzern

Rund 13 Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket. Man kann damit mit Bussen und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr im ganzen Bundesgebiet fahren – unabhängig von Bundesland, Verkehrsverbund oder Tarifgebiet. Zum Januar steigt der Monatspreis um fast ein Fünftel von derzeit 49 Euro auf dann 58 Euro.

Entscheidung im Bundestag und Bundesrat

Eine Hand hält ein Deutschlandticket. Foto: Boris Roessler/dpa
Eine Hand hält ein Deutschlandticket. Foto: Boris Roessler/dpa

Bundestag und Bundesrat stimmten nach langem Hin und Her einer Änderung des Regionalisierungsgesetzes zu. Im Kern geht es um die Übertragbarkeit von Restmitteln aus staatlichen Zuschüssen auf Folgejahre. Dabei geht es vor allem um das Jahr 2023. Das Ticket wurde damals im Mai eingeführt. Nach langen Verzögerungen auch durch das Scheitern der Ampel-Koalition einigten sich SPD, Grüne und Union auf die Änderung. Auch die FDP stimmte im Bundestag zu.

Die Koalition hatte ursprünglich geplant, im Jahr 2025 zur Konsolidierung des Haushaltes einen Teilbetrag der Regionalisierungsmittel, mit denen Länder Verkehre finanzieren, in einer Höhe von 350 Millionen Euro einzubehalten. Die Länder sollten die Zahlung 2026 bekommen, wenn sie nachgewiesen hätten, dass die Mittel aus dem Vorjahr sachgerecht verwendet worden sind. Das kommt aber nun nicht, weil die Union das nicht wollte.

Milliardenzuschüsse

Wie es langfristig mit dem Ticket weitergeht, ist offen. Nur noch für das kommende Jahr sind Bundesmittel festgeschrieben. Der Bund gibt pro Jahr einen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen – die Länder geben ebenfalls insgesamt 1,5 Milliarden Euro.

Langfristige Perspektive gefordert

Der SPD-Politiker Detlef Müller sagte, das Ticket müsse langfristig verlässlich angeboten werden, ohne dass es ständig wieder zur Disposition gestellt werde. Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge bedauerte, dass man mit der Union keine dauerhafte Verlässlichkeit für das Ticket hinbekommen habe. «Niemand braucht dieses Chaos, niemand braucht diesen politischen Streit. Was wir brauchen, ist Planungssicherheit.»

Baden-Württemberg Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) forderte im Bundesrat eine verlässliche Perspektive des Tickets bis 2030. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sagte, die permanente Unsicherheit sei dem Erfolg des Tickets abträglich. Man brauche einen klaren Finanzierungsrahmen.

Union sieht Konstruktionsfehler

Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte, 2025 könne das Ticket fortgesetzt werden. Danach gebe es «Spielraum für alles Weitere oder Neue». Das Ticket habe eine Vielzahl von Konstruktionsfehlern, an denen es am Ende fast gescheitert wäre. Es sei nicht solide finanziert. «Mit 58 Euro ist dieses Ticket nicht finanziert.» Der Bund mische sich in eine Länderaufgabe ein. Und der ländliche Raum werde benachteiligt. «Das Auto bleibt Verkehrsmittel Nummer eins, vor allem im ländlichen Raum. Da kann auch ein Deutschlandticket nicht hinwegtäuschen.»

Hängepartie 2025?

Im kommenden Jahr drohen damit erneut lange Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zur Finanzierung des Tickets. Dabei dürfte es auch um eine Erweiterung des Angebots gehen. So wollen die Grünen eine familienfreundliche Regelung zum Mitnehmen von Kindern.

Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann sagte, die «peinliche Zitterpartie» um das Erfolgsticket gehe im nächsten Jahr weiter. «Sein volles Potenzial für die Entlastung von Haushalten, den Schutz des Klimas und auch eine Digitalisierung im Verkehr wird das Ticket nur mit einer dauerhaften Absicherung entfalten.»

Wissing für Entfristung

Ähnlich äußerte sich Bundesverkehrsminister Wissing. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, im Deutschlandticket stecke sehr viel Innovationskraft. «Das ist ja nicht nur ein praktischer und preislich attraktiver Fahrschein, sondern das Deutschlandticket ist auch eine Digitalisierungsoffensive für den öffentlichen Personennahverkehr.» Die Digitalisierung im öffentlichen Nahverkehr sei dringend nötig. Eine Weiterentwicklung des Tickets könne es allerdings nur dann geben, wenn es entfristet werde. «Ich appelliere an alle, das zu tun. Die Bürgerinnen und Bürger wollen es.»

Wissing betont Preisvorteil

Wissing geht nicht davon aus, dass wegen der Preiserhöhung viele das Abonnement kündigen werden. Die preisliche Attraktivität sei das eine. «Das einfache Handling ist aber genauso wichtig. Und hinzu kommt natürlich auch, dass die Fahrscheine vor der Einführung des Deutschlandtickets ja wesentlich teurer waren.» Insbesondere im ländlichen Raum hätten Kundinnen und Kunden für ein Nahverkehrsabo früher schnell mehr als 200 Euro bezahlt. «Und deswegen bleibt das Deutschlandticket auch mit dem jetzt von den Ländern etwas angehobenen Preis ein sehr attraktives Angebot.» Quelle: dpa







JZ-App
Vorlesen lassen

Kommentare

Beliebte Beiträge

Israel attackiert Hamas-Führung in Katar - Verhandlungsführer tot?

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Führungsspitze der Hamas in Doha angegriffen. Das Militär erklärte, die attackierten Hamas-Mitglieder seien «direkt für das brutale Massaker vom 7. Oktober verantwortlich» und hätten «den Krieg gegen den Staat Israel orchestriert und gesteuert». An dem Angriff waren laut Bestätigung der Luftwaffe Kampfjets und Drohnen beteiligt. Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Chalil al-Haja getötet worden sei. Eine offizielle Bestätigung für den Tod al-Hajas oder anderer Hamas-Funktionäre gab es zunächst nicht. Al-Haja ist der höchste Hamas-Führer im Ausland und leitet die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe. Netanyahu übernimmt volle Verantwortung Ministerpräsident Benjamin Netanyahu übernahm die volle Verantwortung für den Angriff in Katar. «Die heutige Aktion gegen die führenden Terroristenführer der Hamas war eine völlig unabhängige israelis...

Von der Leyen plant Expertengruppe für Social-Media-Altersgrenze

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert eine Altersgrenze für soziale Medien. Sie werde bis Ende des Jahres eine Expertengruppe damit beauftragen, über das beste Vorgehen für Europa zu beraten, sagte von der Leyen in einer Rede im Europaparlament in Straßburg. Die Kommissionspräsidentin zog Parallelen zu bestehenden Beschränkungen bei Tabak und Alkohol. «Zu meiner Zeit haben wir als Gesellschaft unseren Kindern beigebracht, dass sie bis zu einem bestimmten Alter nicht rauchen und trinken dürfen», erklärte sie. «Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir das Gleiche für die sozialen Medien tun.» Von der Leyen verwies auf die Sorgen von Eltern bezüglich des ungehinderten Zugangs ihrer Kinder zu sozialen Plattformen. Besonders die Algorithmen, die Schwächen von Kindern ausnutzten und süchtig machten, bereiteten Probleme. «Wenn es um die Sicherheit unserer Kinder im Internet geht, glaubt Europa an Eltern, nicht an Gewinne», betonte sie. Australien als Vorbild Von der Leyen nan...

Klarna sammelt 1,37 Milliarden Dollar bei Börsengang in New York

Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna hat bei seinem Börsengang in New York 1,37 Milliarden Dollar eingenommen. Das Unternehmen und Altinvestoren verkauften 34,3 Millionen Aktien zu je 40 Dollar - deutlich über der ursprünglich angestrebten Spanne von 35 bis 37 Dollar. Die Nachfrage übertraf alle Erwartungen: Die Emission war 25-fach überzeichnet. Seit gestern werden die Aktien an der New Yorker Börse unter dem Kürzel «KLAR» gehandelt. Durchbruch für europäische Fintechs Nach Angaben der Welt ist Klarna das erste europäische Unternehmen, das seit dem ARM-Börsengang 2023 erfolgreich in New York debütiert. Der IPO signalisiert ein wiedererwachtes Anlegerinteresse an Fintech-Neuemissionen nach monatelanger Zurückhaltung. Die Bewertung liegt bei 15 Milliarden Dollar - deutlich unter dem Höchststand von 45 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2021. Dennoch zeigt der Erfolg, dass sich der Markt für innovative Zahlungsdienstleister wieder öffnet. Wachstum überschattet Verluste Klarna verzeic...

Windows 11 25H2: Das steckt im Feature Update

Microsoft hat den Startschuss für das nächste große Windows-Update gegeben: Die ISO-Datei der kommenden Version Windows 11 25H2 steht ab sofort zum Download bereit. Damit ist die Entwicklung des Herbst-Updates weitgehend abgeschlossen – doch zunächst profitieren nur Mitglieder des Windows-Insider-Programms im Release Preview Channel. Nach einer kurzen Verzögerung hat der Konzern die Bereitstellung nun offiziell bestätigt – versteckt am unteren Ende eines Blogbeitrags. Die ISO trägt die Bezeichnung Windows 11 Insider Preview (Release Preview Channel) – Build 26200 und ist rund sieben Gigabyte groß. Praktisch für Mehrfachinstallationen Vor allem für IT-Administratoren und Technik-Enthusiasten ist die ISO-Version interessant: Sie erlaubt eine Neuinstallation ohne vorheriges Upgrade, kann auf mehreren Geräten genutzt werden und eignet sich für den Einsatz in virtuellen Maschinen. „Gerade wer mehrere Rechner einrichten muss, spart mit der ISO viel Zeit“, erklärt ein Sprecher des Unternehmen...

Endlich Klarheit: Google veröffentlicht konkrete Nutzungslimits für Gemini

Googles ChatGPT-Alternative Gemini bietet einige praktische Features. Allerdings hat der Konzern bislang nicht klar kommuniziert, wie die Nutzungslimits für den KI-Chatbot aussehen. Das ändert sich jetzt. Obwohl ChatGPT von OpenAI weiterhin den meistgenutzten KI-Chatbot darstellt, ist Gemini innerhalb des Google-Ökosystems ebenfalls beliebt. Bis vor Kurzem war allerdings nicht klar, welche Nutzungsbeschränkungen in den verschiedenen Accounts gelten. Vage Beschreibungen wie „eingeschränkter Zugang“ oder die Aussage, dass „möglicherweise von Zeit zu Zeit die Anzahl der Prompts und Konversationen“ begrenzt werden müsse, hinterließen bei den Benutzer:innen viele Fragezeichen. Jetzt hat Google endlich den  Hilfecenter-Artikel  aktualisiert, sodass die konkreten Grenzen einsehbar sind. Mit und ohne Abo: Hier liegen die Grenzen von Gemini Ohne Abo liegt die Grenze beim Modell Gemini 2.5 Pro bei fünf Prompts pro Tag. Das Kontextfenster ist hier auf 32.000 Tokens beschränkt. Es bestimm...