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Die Spitzenkandidaten zur Brandenburger Landtagswahl

Bei der Landtagswahl in Brandenburg stehen die Spitzenkandidaten im Mittelpunkt, sie sind das Gesicht ihrer Partei. Manche treten zum wiederholten Mal an. Andere von ihnen sind erst kürzlich in die Spitzenposition gekommen. Eine Übersicht:

Dietmar Woidke – Erfahrener Landesvater im Wahl-Duell

Seit mehr als elf Jahren regiert Ministerpräsident Dietmar Woidke in Brandenburg, zum dritten Mal tritt er als SPD-Spitzenkandidat an. Der 62-jährige Lausitzer ist studierter Agraringenieur und hatte verschiedene Führungspositionen inne: Er war in Brandenburg Landwirtschaftsminister, SPD-Fraktionschef, Innenminister und übernahm 2013 das Ministerpräsidentenamt von Matthias Platzeck.

«Wenn Glatze, dann Woidke», heißt es auf seinen Wahlplakaten. Diesmal spitzt der Regierungschef, der in Umfragen als beliebtester Politiker gilt, den Wahlkampf zu. Bei einem AfD-Sieg will der Sozialdemokrat abtreten und keine Regierungsverantwortung mehr übernehmen. Seine «schwerste politische Entscheidung» war die Absage der Kreisgebietsreform, sein größter Coup die Ansiedlung von Tesla in Grünheide. Der verheiratete Vater einer Tochter läuft gern und ist Rockmusikfan. Er kann nicht nur Politik: «Ich kann Trecker fahren, ich kann Kühe melken», erklärte er vor Bauern.

Die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul/dpa

Hans-Christoph Berndt – AfD-Fraktionschef und rechter Netzwerker

Spitzenkandidat der AfD ist der Laborarzt Hans-Christoph Berndt, der sich meist nur Christoph mit Vornamen nennt. Er zählt zu sechs Abgeordneten, die der Landesverfassungsschutz nach bisherigem Stand als rechtsextrem einstuft. Berndt spricht im Wahlkampf etwa von «unkontrollierter Massenmigrationspolitik». Den Verfassungsschutz, den er als «Neo-Stasi» bezeichnete, und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk will er abschaffen. Seit 2019 sitzt Berndt im Landtag und übernahm im Jahr darauf den Fraktionsvorsitz von Andreas Kalbitz. Berndt ist bestens vernetzt. Im Jahr 2015 gründete er den Verein Zukunft Heimat, den der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch bewertet.

Die Strategie einer Ausgrenzung der AfD hält er für gescheitert. Kürzlich hieß es von ihm: «Ich bin ja auch ein alter Linker, der sich mit der Zeit wegbewegt hat.» Berndt wurde 1956 in Bernau geboren und ist verheiratet.

Jan Redmann – CDU-Karrieremann mit Fehlern

Der Anwalt Jan Redmann führt die CDU-Landtagsfraktion in Brandenburg seit 2019 und steht seit 2023 an der Spitze des Landesverbands. Er hat die Landes-CDU nach dem Rückzug von Michael Stübgen modernisiert. Der 44-Jährige will die Staatskanzlei erobern. Mit wem er nicht gern regieren möchte, hat er deutlich gemacht: mit den Grünen. Zuletzt geriet der CDU-Mann auch in die Negativ-Schlagzeilen, weil er betrunken E-Scooter fuhr. Redmann räumte den Fehler ein. Es erging ein Strafbefehl, und er musste eine Geldstrafe von 8000 Euro zahlen.

Der 44-jährige Wittstocker fährt einen harten Wahlkampfkurs gegen die Ampel in Berlin. Bei landespolitischen Inhalten setzt er auf Bildung und Sicherheit. Dass Redmann politisch viel vorhat, zeigt auch seine Mitgliedschaft im CDU-Bundesvorstand. In der Partei ist er gut vernetzt: Mit NRW-Regierungschef Hendrik Wüst hat er mal in einer WG gewohnt. Redmann treibt gern Sport, «verschlingt» Bücher und reist gern – möglichst in «fremde Länder».

Robert Crumbach – BSW-Landeschef mit langer SPD-Vergangenheit

Vor zehn Jahren wollte Robert Crumbach für die SPD Landrat im niedersächsischen Stade werden. Heute greift er die Sozialdemokraten im Wahlkampf an. Der 61 Jahre alte Arbeitsrichter aus Potsdam führt das noch junge Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) als Spitzenkandidat in die Landtagswahl, er ist auch Vorsitzender der Landespartei. Auf Wahlplakaten lässt er aber oft Parteigründerin Wagenknecht den Vortritt. Den Ukraine-Krieg und Bemühungen für einen Frieden mit Russland hält er für eine Bedingung, um in einer Koalition mitzuregieren.

40 Jahre lang war Crumbach in der SPD, wie er erzählt. «Die letzten zehn Jahre habe ich schon gezweifelt.» Crumbach ist im niederländischen Heerlen geboren, seit 2018 verwitwet, er hat zwei erwachsene Kinder. Privat wandert der BSW-Politiker gern: Sein Traum sei es, noch einmal von München nach Venedig zu laufen. Vorerst fehlt ihm dafür aber die Zeit.

Benjamin Raschke – Rückkehrer und Grünen-Frontmann

Seit 2019 steht der Grünen-Co-Spitzenkandidat an der Spitze der Landtagsfraktion. Der gebürtige Lübbener ist ein Rückkehrer: Er studierte in Konstanz Politik, Philosophie und Jura und kam wieder zurück in die Lausitz. Der 41-Jährige, der sich um Klima-, Natur- und Tierschutz sowie Recht kümmert, ist wortgewandt. Seit 2005 ist er Mitglied der Grünen. Er war mit Annalena Baerbock – der heutigen Bundesaußenministerin - Landesvorsitzender und ist seit 2014 Abgeordneter im Landtag.

Raschke hat sich unter anderem für mehr Insektenschutz und mehr öffentlichen Nahverkehr starkgemacht, er stellt sich laut gegen die AfD. Auch dem Koalitionspartner SPD gibt er mitunter Kontra: «Ich kann nur davor warnen, diesen AfD-Thesen hinterherzulaufen», sagte Raschke mit Blick auf eine schärfere SPD-Asylpolitik. Integration statt Grenzkontrollen, so lautet eine seiner Forderungen. Raschke ist Vater zweier Kinder. Er nahm 2017 und 2020 jeweils mehrere Wochen Elternzeit.

Antje Töpfer – Von der Wissenschaftlerin zur Co-Spitzenkandidatin

Die Lebensmittelchemikerin gilt eher als unbekannt. Nach ihrem Studium arbeitete die zweite Grünen-Spitzenkandidatin Antje Töpfer, die ein Ludwigsfelde geboren ist, mehrere Jahre unter anderem in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Von 2015 bis 2022 war sie Referentin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Im Kreistag Havelland war sie als Fraktionsvorsitzende der Grünen aktiv. Seit Dezember 2022 ist Töpfer Verbraucherschutzstaatssekretärin im Brandenburger Sozialministerium.

«Ich habe die Erfahrung und die Brandenburg-Perspektive», sagte Töpfer, bevor sie sich als Spitzenkandidatin bewarb. Die 56-Jährige macht sich unter anderem für gesunde Ernährung ohne Verbote stark und wendet sich gegen eine schärfere Flüchtlingspolitik. Töpfer hat zwei Kinder.

Sebastian Walter – Redegewandter Jung-Star

Sebastian Walter gehört auch mit 34 Jahren noch zu den jungen Politikern der Linken. Seine Politik-Karriere begann er als 14-Jähriger in der Linksjugend. Walter wollte ursprünglich Lehrer werden, wurde aber Gewerkschaftssekretär. Seit 2019 ist er Linke-Landtagsabgeordneter und Fraktionschef, seit 2022 Co-Landeschef.

Im Landtag gehört Walter zu den Abgeordneten, die rhetorisch gewandt sind und frei reden können. Manchmal schlägt er über die Stränge und kassiert einen Ordnungsruf. Angesichts von Wahlschlappen fordert Walter die Erneuerung der Bundespartei. Walter ist verheiratet und Vater eines Sohnes.

Péter Vida – selbstbewusster Kopf der Freien Wähler

Er ist das Gesicht von BVB/Freien Wählern – und im Wahlkampf nimmt Péter Vida auch schon mal Freundin und Sohn mit aufs Plakat. Auch mit Döner-Gutscheinen will er punkten, mitunter verteilt er Orangen, die ein gewisses Markenzeichen von BVB/Freien Wählern sein sollen. Der 40 Jahre alte Rechtsanwalt setzt darauf, mehr gesunden Menschenverstand in die Landespolitik zu bringen. Vida ist Sprecher der Freie-Wähler-Gruppe im Landtag und gilt als Vielredner.

Der selbstbewusste Abgeordnete mit ungarischen Wurzeln ist in Schwedt geboren. Er lebt in Bernau im Landkreis Barnim und ist dort im Stadtparlament und im Kreistag vertreten. Als großer Erfolg gilt die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge 2019 durch den Landtag, die Vida mit angestoßen hatte. Vida tritt für mehr direkte Demokratie ein und sieht den Windkraftausbau kritisch. Seine Leidenschaft ist das Reisen - zum Beispiel in die Ukraine, ins Kosovo und nach Grönland.

Zyon Braun – Bankfachwirt und FDP-Landeschef

Der gebürtige Templiner trat 2014 in die FDP ein. Von 2019 bis 2021 war der Bankfachwirt Landesschatzmeister der FDP Brandenburg, 2021 wurde er Landesvorsitzender. Seit 2023 gehört Braun dem Bundesvorstand der Freien Demokraten an. Er will die FDP nach zehn Jahren wieder in den Landtag führen und mitregieren – die Umfragen sehen die Liberalen allerdings bisher nicht im Parlament.

Für Debatten sorgte ein Wahlplakat, das Brauns obere Gesichtshälfte mit einer zerschlagenen Brille zeigt mit der Aufschrift: «Keine Angst vor Konfrontation». Braun sagt, es gehe darum, sich trotz vermehrter Angriffe auf Politiker nicht einschüchtern zu lassen. Der heute 30-Jährige erlebte das «Sommermärchen» der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 als Schüler und war beeindruckt von Philipp Lahms Tor im Eröffnungsspiel. Quelle: dpa




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