Während die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen nur langsam vorangehen, fallen den andauernden Kämpfe immer weitere Menschen zum Opfer. Bei einem Brand in einer Einrichtung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA kamen nach Angaben der Vereinten Nationen neun Menschen ums Leben. Das Trainingszentrum im Gazastreifen in der Stadt Chan Junis sei bei Kämpfen von zwei Panzergeschossen getroffen worden, teilte der Gaza-Direktor des Hilfswerks, Thomas White, mit. Unterdessen greift die Huthi-Miliz erneut ein Containerschiff an.
Hamas fordert vor neuem Geisel-Deal Abzug der israelischen Armee
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas fordert vor jeglicher Einigung auf einen neuen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln einen Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen. Hamas-Sprecher Ghasi Hamad sagte der Deutschen Presse-Agentur zudem, die Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, Ägypten und der USA seien zuletzt nur sehr schleppend verlaufen.
Aus Hamas-Kreisen in Beirut verlautete, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehne eine Waffenruhe als ersten Schritt ab. Die Hamas habe dagegen einen Vorschlag Israels über die Ausreise der Hamas-Führung aus dem Gazastreifen im Rahmen einer Verhandlungslösung zurückgewiesen.
Nach israelischen Informationen waren von zuletzt mehr als 130 Geiseln nur noch etwas über 100 am Leben. Unter den Geiseln waren demnach neben zwei Kindern auch 18 Frauen und eine 13-Jährige.
USA und Großbritannien verhängen Sanktionen gegen Huthi-Miliz
Die USA und Großbritannien verhängen Sanktionen gegen vier hochrangige Mitglieder der Huthi-Miliz im Jemen. Die anhaltenden Terroranschläge der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden drohten internationale Lieferketten und die Freiheit der Schifffahrt zu stören, teilte das US-Finanzministerium am Donnerstag in Washington mit. «Die Vereinigten Staaten verpflichten sich, den internationalen Handel zu schützen.»
Einer der von den Sanktionen Betroffenen sei der sogenannte Verteidigungsminister der Huthi, ein anderer sei für die Ausführung der Angriffe auf Handelsschiffe verantwortlich, so die US-Regierung.
Die schiitische Huthi-Miliz hat im Jemen weite Teile im Norden des Landes eingenommen und kontrolliert auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.
Als Folge der neuen Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen und Personen untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger. In Großbritannien sollen ebenfalls etwaige Vermögenswerte eingefroren werden, zudem werden ihnen dort Waffengeschäfte verboten und Einreiseverbote verhängt.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greift die Miliz immer wieder Frachter mit angeblich israelischer Verbindung an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route über das Rote Meer, über die normalerweise etwa zehn Prozent des Welthandels laufen.
Die US-Regierung hatte vergangene Woche angekündigt, die Huthi wieder auf die Liste weltweit agierender Terroristen zu setzen. Außerdem haben die USA mit Unterstützung weiterer Verbündeter Stellungen der Miliz im Jemen angegriffen. Der britische Außenminister David Cameron warnte die Huthi am Donnerstag erneut vor weiteren Angriffen: «Wir sind entschlossen, die Freiheit der Schifffahrt zu schützen. Wir werden unseren Worten Taten folgen lassen.»
Wieder Beschuss an libanesisch-israelischer Grenze
An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon hat es erneut Beschuss gegeben. Das israelische Militär teilte mit, dass am Morgen zwei Luftobjekte der libanesischen Hisbollah nahe Kfar Blum auf israelischen Boden gelangt seien. Es habe keine Verletzten gegeben. Israelische Kampfflugzeuge hätten außerdem eine Reihe «militärischer Ziele» der Hisbollah in den Gebieten Tyros und Mghaire im Südlibanon angegriffen. Dazu zählten Militärgelände und auch Standorte, die für Luftaktivitäten der Hisbollah und «für Terroranschläge gegen israelische Zivilisten genutzt» würden. Israelische Artillerie habe zusätzlich mehrere Gebiete im Südlibanon attackiert.
Die proiranische Hisbollah im Libanon reklamierte zwei Drohnenangriffe auf einen Standort des israelischen Raketenabwehrsystems Iron Dome nahe Kfar Blum für sich. Die Schiitenorganisation erklärte außerdem, israelische Stellungen im Gebiet der Schebaa-Farmen angegriffen zu haben.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass bei den israelischen Angriffen auch eine Frau im libanesischen Ort Basourieh, etwa 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt, verletzt worden sei. Israel greife demnach mittlerweile verstärkt auch Wohnhäuser im Süden Libanons an. Ziel sei die komplette Vertreibung der Hisbollah aus dem Gebiet. «Die Isarelis richten nach und nach eine Pufferzone im Grenzgebiet ein, vor allem jetzt, wo alle Dörfer in der Nähe der Grenze leer sind und Häuser, die normalerweise von der Hisbollah genutzt werden, zerstört sind», hieß es. Das israelische Militär konzentriert sich demnach auf Gebiete südlich des Litani-Flusses und probiert so die UN-Sicherheitsresolution 1701 durchzusetzen.
Bereits mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Südlibanon eingerichtet worden. Die UN-Resolution 1701 verbot den Einsatz libanesischer Hisbollah-Milizen südlich des Litani-Flusses, dem Grenzgebiet zu Israel. Das libanesische Militär sollte im Südlibanon stationiert werden. Die israelischen Truppen wiederum mussten sich hinter die Blaue Linie - die Grenze - zurückziehen. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges feuert die Hisbollah aber immer wieder auch aus der Pufferzone heraus. Israel dringt seitdem verstärkt in den libanesischen Luftraum ein. Es fordert den Rückzug der Hisbollah gemäß der Resolution 1701 nördlich des Litani-Flusses, der etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt liegt.
Israels Armee ruft weitere Einwohner von Chan Junis zur Flucht auf
Die israelische Armee hat weitere Einwohner der umkämpften Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen zur Flucht aufgerufen. Die Menschen aus vier Stadtvierteln sollten sich in eine ausgewiesene sichere Zone am Mittelmeer begeben, teilte ein Sprecher der Armee auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Die Vereinten Nationen bemängeln allerdings, es gebe wegen der heftigen Kämpfe und fortwährenden israelischen Angriffe keine sicheren Gebiete mehr im Gazastreifen.
Der Militärsprecher kündigte zudem jeweils vierstündige Kampfpausen heute, Freitag und Samstag an - in Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens sowie in Rafah an der Grenze zu Ägypten. Dies solle die Versorgung der Menschen erleichtern. Helfer warnen vor einer Hungersnot im umkämpften Gazastreifen.
UN-Angaben zufolge sind nach heftigen Kämpfen in Chan Junis Tausende von Menschen nach Rafah geflüchtet. In Rafah hielten sich inzwischen mit mehr als 1,3 Millionen Menschen mehr als die Hälfte der insgesamt 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens auf.
Mindestens zwölf Tote bei Vorfall in UN-Einrichtung in Gaza
Die Zahl der Todesopfer in einer UN-Einrichtung im Süden des Gazastreifens ist auf zwölf gestiegen. 75 Menschen seien verletzt worden, als das Gebäude in der Stadt Chan Junis am Vortag von zwei Panzergeschossen getroffen worden sei, teilte der Gaza-Direktor des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Thomas White, weiter mit. Anschließend sei in dem Zentrum, in dem Tausende von Binnenflüchtlingen Schutz gesucht hätten, ein Brand ausgebrochen. Nach Angaben einer Sprecherin handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum der Vereinten Nationen für junge Palästinenser.
White schrieb nicht, wer die Einrichtung angegriffen hatte. Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur, der Brand sei durch israelische Bombardierungen verursacht worden. Israels Armee teilte dagegen mit, sie schließe derzeit aus, dass der Vorfall auf einen israelischen Luft- oder Artillerieangriff zurückzuführen sei. Eine Untersuchung laufe. Die Armee prüft demnach auch, ob es sich um einen Beschuss der islamistischen Hamas handeln könnte.
Thomas White sprach von inakzeptablen Angriffen auf zivile Einrichtungen in Chan Junis und forderte, diese müssten enden. Wegen heftiger Kämpfe in der Nähe von Krankenhäusern und Schutzeinrichtungen steckten die Menschen dort fest, und lebensrettende Einsätze würden behindert. Die Krankenhäuser Nasser und Al-Amal seien umstellt, medizinisches Personal und Patienten seien in höchster Angst.
Die israelische Armee teilte mit, Soldaten hätten im Gebiet von Chan Junis militärische Einrichtungen angegriffen und extremistische Kämpfer getötet. Im Gebiet von Al-Amal hätten Scharfschützen «Terroristen ausgeschaltet und ihre Infrastruktur und Waffen in dem Bereich demontiert». Israel wirft der Hamas immer wieder vor, Krankenhäuser für militärische Zwecke zu nutzen. Die Hamas dementiert dies. Freigelassene Geiseln hatten auch berichtet, sie seien in Räumen in Krankenhäusern festgehalten worden.
Netanjahu nennt Katar «problematisch» - Golfstaat reagiert verstimmt
Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln haben bei der vermittelnden Regierung in Katar für Verstimmung gesorgt. Tonaufnahmen bei dem Treffen waren an einen israelischen TV-Sender durchgestochen worden. Netanjahu hatte die Rolle des Golfstaats bei Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine Freilassung weiterer Geiseln demnach als «problematisch» bezeichnet.
Ein Sprecher des Außenministeriums von Katar schrieb am Mittwochabend auf der Plattform X, vormals Twitter, man sei «entsetzt» über die mutmaßlichen Äußerungen Netanjahus. Sie seien «verantwortungslos und zerstörerisch mit Blick auf die Bemühungen, unschuldige Leben zu retten, aber nicht überraschend», so der Vertreter Katars. Er warf Netanjahu vor, den Verhandlungsprozess zu untergraben, «aus Gründen, die offenbar seiner politischen Karriere dienen, anstatt der Rettung unschuldiger Leben, auch von israelischen Geiseln, höchste Priorität zu verleihen».
Netanjahu hatte den Berichten zufolge gesagt, Katar sei «grundsätzlich nicht anders» als die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz «und in manchen Aspekten sogar noch problematischer». Israel wirft den beiden internationale Organisationen vor, Israel auf unfaire Weise anzuprangern und stattdessen aufseiten der Palästinenser zu stehen. Netanjahu habe auch Ärger darüber geäußert, dass die USA ihre Präsenz auf einer Militärbasis nahe Doha verlängert haben.
Britischer Außenminister drängt in Israel auf Zweistaatenlösung
Bei einem Besuch in Israel hat sich der britische Außenminister David Cameron für eine Zweistaatenlösung im Nahostkonflikt eingesetzt. Cameron traf sich am Mittwoch in Jerusalem mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, wie sein Ministerium in London mitteilte. Der Außenminister habe unterstrichen, dass es eine politische Strategie brauche, um langfristig Frieden zu erreichen.
«Beruhen muss das auf einem glaubwürdigen und unumkehrbaren Weg zu einem palästinensischen Staat an der Seite Israels, der es Israelis und Palästinensern erlaubt, in Frieden und Sicherheit zu leben», teilte das britische Außenministerium mit.
Cameron traf auf seiner Reise auch den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, wie er auf der Plattform X (früher Twitter) mitteilte. «Ich habe unseren Plan dargelegt, wie wir von einer Pause - um Hilfsgüter rein- und Geiseln rauszubekommen - zu einem nachhaltigen Waffenstillstand kommen, der zu einer langfristigen politischen Lösung führt, einschließlich eines palästinensischen Staates.» Cameron setzte sich der Mitteilung zufolge auch dafür ein, dass Israel mehr Grenzübergänge nach Gaza öffnet. Quelle: dpa
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Kommentar