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SOS-Kinderdorf-Gründer des Missbrauchs beschuldigt - Weltverband reagiert drastisch

Der Gründer von SOS-Kinderdorf, Hermann Gmeiner, soll acht männliche Kinder und Jugendliche in Österreich sexuell und physisch missbraucht haben. Die österreichische Schwesterorganisation bestätigte am Donnerstag, dass die Vorwürfe gegen den 1986 gestorbenen Pädagogen glaubhaft seien. Betroffene seien bereits entschädigt worden.

Die Informationen über Gmeiner waren bei SOS-Kinderdorf Österreich nach eigenen Angaben intern bereits seit Jahren bekannt. Sie wurden aber erst jetzt öffentlich gemacht, nachdem zuletzt auch andere mutmaßliche Übergriffe von Kinderdorf-Mitarbeitern durch Medienberichte publik geworden waren.

Internationale Reaktion mit drastischen Konsequenzen

Die weltweite SOS-Kinderdorf-Bewegung reagierte mit einem drastischen Schritt: Sie schloss die österreichische Teilorganisation bis auf weiteres aus dem internationalen Verband aus. «Kinder verdienen Glück, Würde und Schutz durch diejenigen, denen sie vertrauen», sagte der Vorsitzende des Internationalen Vorstandes, Dominico Parisi. «Wer dieses Vertrauen verrät, verdient nichts als Verurteilung und Scham für sein Handeln.»

SOS-Kinderdorf Deutschland unterstützt den Ausschluss der österreichischen Organisation. «Nach dem intransparenten Umgang mit den Fällen in den letzten Wochen hat diese Meldung über Hermann Gmeiner das Fass zum Überlaufen gebracht», sagte Vorstand Georg Falterbaum. Die deutschen Mitarbeiter seien «schockiert» von der «völlig überraschenden Nachricht».

Aufarbeitung auch in Deutschland

Auch in deutschen Kinderdörfern sei es in der Vergangenheit zu Übergriffen und Unrecht gekommen, diese Vorfälle seien aber umfassend aufgearbeitet worden, betonte Falterbaum. Eine unabhängige Kommission dokumentierte zwischen 1976 und Mitte 2023 knapp 190 Meldungen zu Grenzüberschreitungen, davon 47 Prozent sexuelle Übergriffe.

Fast die Hälfte aller Grenzüberschreitungen ging von Mitarbeitern aus. Teilweise verübten auch andere betreute Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene außerhalb der Organisation Übergriffe. Betroffene erhielten sogenannte Anerkennungsleistungen von durchschnittlich etwa 46.500 Euro.

Kompletter Bruch mit dem Gründer

Der Bruch mit Hermann Gmeiner ist bereits angelaufen. In Imst in Tirol, wo 1951 das erste Kinderdorf eröffnet worden war, wurden nach APA-Angaben bereits zwei Gmeiner-Denkmäler entfernt. Auch ein Kindergarten, eine Grundschule und eine Straße im Ort sollen umbenannt werden. «Es wird einen kompletten Schnitt mit allem geben, was seinen Namen betrifft», sagte der Imster Bürgermeister Stefan Weirather.

Die Hermann-Gmeiner-Schule in Mönchengladbach äußerte sich «sehr schockiert» über die Vorwürfe gegen ihren Namenspatron. Über einen neuen Namen der Grundschule in Nordrhein-Westfalen werde demnächst entschieden. «Die Idee von SOS-Kinderdorf ist unverändert richtig. Und Hermann Gmeiner definiert als unser Gründer eben nicht mehr die Arbeit von heute», betonte Falterbaum. Quelle: dpa



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