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Spanien droht Eurovision-Ausstieg wegen Israel - Putin startet Gegenwettbewerb

Der Eurovision Song Contest steht vor seiner größten Krise seit fast 70 Jahren. Spanien droht als einer der wichtigsten Geldgeber mit dem Ausstieg, sollte Israel 2026 teilnehmen - Hintergrund ist der Gaza-Krieg. Auch Irland, die Niederlande und Slowenien kündigten bereits Boykotte an.

Die Europäische Rundfunk-Union (EBU) verteidigt Israels Teilnahme mit einem klaren Prinzip: Sie beurteilt die Unabhängigkeit der Rundfunkanstalten, nicht die politischen Handlungen der Regierungen. Der israelische Kan-Sender erfülle diese Anforderungen, anders als das russische Fernsehen, das dem kriegführenden Staat zu nahe stehe.


Putin nutzt Eurovision-Krise für Gegenschlag

Russland startet am Samstag seinen eigenen Musikwettbewerb als direkte Antwort auf den Eurovision-Ausschluss seit 2022. Laut tonline ordnete Präsident Wladimir Putin die Wiederbelebung der Intervision per Dekret an. 23 Länder nehmen teil, die Organisatoren versprechen mehr als eine Milliarde Zuschauer.

Der Wettbewerb findet in der Live.Arena nahe Moskau statt. Anders als beim Eurovision singen alle Teilnehmer in ihrer Muttersprache - von der katarischen Sängerin Dana Al Meer bis zum madagassischen Duo Denise & D-Lain. EU-Staaten sind nicht dabei, dafür ehemalige Sowjetrepubliken wie Usbekistan und Kasachstan sowie Verbündete wie China, Indien und Brasilien.

Milliarden-Publikum für russische Soft Power

Nach tonline-Angaben repräsentieren die teilnehmenden Länder 4,334 Milliarden Menschen - «mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung». Überraschend: Die USA sind durch die australische Sängerin Vassy vertreten. Russland schaltete sogar Werbung am New Yorker Times Square, um den Event bekannt zu machen.

Die Organisatoren versprechen ein «echtes Musik-Fest», das «nationale Identität» fördert - ganz im Sinne traditioneller Werte. Außenminister Sergej Lawrow garantierte in Anspielung auf ESC-Siegerin Conchita Wurst von 2014, es werde «keine Perversionen oder Verstöße gegen die menschliche Natur» geben.

Geopolitisches Instrument gegen den Westen

«Intervision wiederzubeleben bedeutet, sich gegen die westliche Unterhaltungsbranche zu stellen», analysiert Politik-Experte Cyrille Bret, der ein Buch zur «Geopolitik der Eurovision» veröffentlicht. Russland suche nach «Plattformen und Einflusskanälen» seit dem ESC-Ausschluss.

Für Russland tritt der Kreml-treue Sänger Schaman an, bekannt für patriotische Konzerte und Verherrlichung des Ukraine-Kriegs. Er singt die Ballade «Direkt ins Herz». Anders als beim Eurovision gibt es laut tonline nur Jury-Abstimmung ohne Publikumsbeteiligung.

Die 1965 in Prag gegründete Intervision war einst der Ostblock-Gegenpol zum Eurovision. Nach dem Sowjet-Zusammenbruch warb Putin bereits in den 2000er-Jahren für eine Wiederbelebung - nun wird sie zum Instrument gegen westliche «Dekadenz». Quelle: dpa






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