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Deutsche Bahn streicht Züge gezielt für bessere Statistik

Die Deutsche Bahn streicht offenbar gezielt Züge, um ihre Verspätungsstatistik zu schönen. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf interne Dokumente und Chatnachrichten des Konzerns.

Am 16. September wurde der ICE 616 von München nach Hamburg gestrichen. Offiziell verwies die Bahn auf einen kurzfristigen Personalausfall. Aus internen Chats geht jedoch hervor, dass der Zug aus dem Verkehr genommen wurde, um die Statistik zu verbessern.

Bereits am 11. September war ein verspäteter ICE bei Köln entfallen - ebenfalls mit Verweis auf die Statistik. Verspätete Züge fließen nicht in die Pünktlichkeitsstatistik der Bahn ein, wodurch das Unternehmen weniger schlecht dasteht.

Leerzüge zur Repositionierung

Nach Angaben von Bahnmitarbeitern fahren gestrichene Züge leer weiter zu ihrem Zielort. So reiste auch der ICE 616 ohne Passagiere von München nach Hamburg, um dort wieder planmäßig eingesetzt zu werden.

Die Bahn dementierte auf Anfrage eine systematische Praxis zur Statistikverbesserung. Gleichzeitig räumte der Konzern ein, in Einzelfällen Zugfahrten vorzeitig zu beenden, wenn dies betrieblich sinnvoll sei.

Der Konzern verwies darauf, dass es Aufgabe des DB Fernverkehrs sei, Verspätungsfolgen gering zu halten. Die entsprechenden Maßnahmen seien nur bei direkten und aufnahmefähigen Alternativverbindungen zulässig.

Finanzielle Krise verschärft sich

Die Deutsche Bahn steckt in einer tiefen Krise. Im ersten Halbjahr verzeichnete der Konzern einen Verlust von 760 Millionen Euro. Mitte August kündigte Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) die vorzeitige Ablösung von Richard Lutz als Bahnchef an.

Kritiker werfen dem Unternehmen vor, Kennzahlen über die Bedürfnisse der Fahrgäste zu stellen. Im Juli erreichten nur 56 Prozent der Fernzüge ihr Ziel pünktlich - ein Negativrekord für 2024.

Nach Bahnlogik gilt ein Zug als pünktlich, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Im August verbesserte sich der Wert auf 66,7 Prozent. Quelle: dpa




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