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1,4 Mio. Jobs frei: Bund startet Portal und plant 500-Mio-Agentur

Die Bundesregierung startet zwei neue Initiativen zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Die Bundesagentur für Arbeit hat ab sofort ein Online-Portal freigeschaltet, über das sich Interessierte aus dem Ausland registrieren können. Parallel dazu hat das Kabinett eine digitale "Work-and-stay-Agentur" beschlossen, die Einwanderungsprozesse vereinfachen soll. Hintergrund ist der anhaltende Fachkräftemangel mit etwa 1,4 Millionen unbesetzten Stellen Ende 2024.

Das neue Portal der Bundesagentur steht in deutscher, englischer und spanischer Sprache zur Verfügung. Ausländische Fachkräfte können sich dort registrieren und erhalten bei passenden Qualifikationen direkte Beratungstermine. Ein Jahr nach Inkrafttreten des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes wurden rund 200.000 Visa ausgestellt.


"Work-and-stay-Agentur" geplant

Die von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) initiierte Agentur soll Prozesse «einladend, einfach, nachhaltig» gestalten. Das Eckpunktepapier ihres Ministeriums wurde kürzlich vom schwarz-roten Kabinett gebilligt. Die geschätzten Projektkosten liegen bei über 500 Millionen Euro, für die Konzeptphase sind im laufenden Jahr 35 Millionen Euro vorgesehen.

Die Agentur war im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbart worden. Sie soll bürokratische Hürden abbauen, Digitalisierung vorantreiben, Prozesse zentralisieren und die Anerkennung von Berufsabschlüssen beschleunigen. Besonders akut ist der Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialbereich, in Elektroberufen und im Handwerk.

Kritik an Umsetzung

Die CDU-Abgeordnete Nora Seitz äußerte bei einer Online-Diskussion der Wirtschaftsinitiative "Vielfalt ist Zukunft" Bedenken: «Das klingt für mich nach sehr viel Bürokratie.» Sie betonte, Parlamentarier würden darauf achten, dass die Agentur keine «ausufernde Nummer» werde, sondern «schlanker Strukturen» folge.

Seitz kritisierte zudem die anhaltenden Probleme bei der Qualifikationsanerkennung: «Wir brauchen Ärzte – und dann kriegen wir es nicht hin, Ärzte einwandern zu lassen und ihre Ausbildung anzuerkennen.» Unklar bleibe, wie verschiedene Ministerien eingebunden würden und wie bestehende Strukturen in Ländern und Kommunen integriert werden sollen.

Warnung vor politischer Instrumentalisierung

Der Migrationsforscher Marcus Engler vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung bewertete die technische Lösung bei der Diskussion als guten ersten Schritt mit «weniger Risiko von toxischen Debatten». Allerdings sei sie nur «ein Baustein, aber nicht die Wunderlösung für alles».

Engler warnte, Migration sei «stark politisiert und von rechten Parteien instrumentalisiert». Angesichts des unbestreitbaren Bedarfs an ausländischen Arbeitskräften könne Deutschland sich das nicht leisten: «Wir können uns das eigentlich nicht leisten.» Die Dramatik der Situation sei «nicht angekommen in der Öffentlichkeit», so der Forscher.

Enita Ramaj, Geschäftsführerin des Möbelhauses Ikea und Mitglied der Initiative "Vielfalt ist Zukunft", stellte die zentrale Frage: «Wie wird Deutschland von einem Durchgangsland zu einem Bleibeland?» Die geplanten Agenturen würden zwar «enorm weiter» helfen, entscheidend sei aber: «Wie fühle ich mich willkommen?»

Merz-Rhetorik in der Kritik

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kritisierte gegenüber dem Handelsblatt die Rhetorik von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). «Die Botschaft des Bundeskanzlers schwächt die Willkommenskultur und wird den Fachkräftemangel in Deutschland verschärfen», sagte Fratzscher mit Blick auf Merz' "Stadtbild"-Äußerungen.

Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen bleibt eine zentrale Hürde. Viele Bewerber erhalten nur eine teilweise Anerkennung oder müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen. Bund, Länder und Verbände fordern einfachere Verfahren und mehr Begleitung für ausländische Fachkräfte. 





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