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Von Teams bis "Minesweeper": Wie Microsoft KI im Alltag verankern will

Künstliche Intelligenz ist das wichtigste Thema für den US-Konzern. KI-Assistenzen in MS Teams soll es ebenso geben wie Hilfe bei "Minesweeper".

Nach der Google I/O findet diese Woche die nächste Entwicklerkonferenz eines US-amerikanischen Tech-Konzerns statt: die Microsoft Build 2024. Und wie zu erwarten ernannte der Konzern bei der Eröffnung am 21. Mai ein Thema zur Causa prima: Künstliche Intelligenz (KI).

Bereits am Vortag hatte Microsoft Windows-Laptops vorgestellt, die unter dem Schlagwort "Copilot Plus PC" mit eigener KI-Hardware und KI-Support im gesamten Betriebssystem punkten sollen. Bei der Keynote standen nun weitere KI-Funktionen im Vordergrund. Microsofts CEO Satya Nadella nutzte die Veranstaltung, um erneut die Umbrüche durch KI zu betonen und Vergleiche mit anderen richtungsweisenden Entwicklungen der IT-Geschichte zu ziehen.

KI-Kollegen für den Arbeitsplatz

Eine dieser Neuerungen sind "AI Agents", die schon bald im Arbeitsleben als eine Art virtueller Mitarbeiter agieren sollen, indem sie Aufgaben wie das Durchforsten von E-Mails, das Durchführen automatisierter Tasks, Dateneingaben oder auch das Onboarding neuer Kolleginnen und Kollegen übernehmen. Diese Aufgaben soll der KI-Kollege automatisch durchführen, ohne dass er dazu aufgefordert wird. Doch nicht nur bei der produktiven Arbeit soll der Copilot helfen: Auf Wunsch gibt er auch Tipps zur Bewältigung einer Runde "Minesweeper".

Ebenso wird Copilot unter dem Namen "Team Copilot" stärker in MS Teams integriert. Dieser kann in einem Meeeting als virtueller Teilnehmer hinzugefügt werden, anschließend übernimmt er diverse Aufgaben. Dazu gehört etwa, dass während des Meetings Notizen gemacht werden, die von allen Teilnehmern bearbeitet werden können. Außerdem soll der Bot weitere Aufgaben für die Teilnehmer und eine Agenda erstellen.

Auch das Hinzufügen des Copilot in Teams-Chats ist möglich, sodass er Fragen – unter anderem auf Basis geteilter Dateien – beantwortet. In der Rolle eines virtuellen Projektmanagers kann er Teammitgliedern Aufgaben und Ziele zuteilen oder Menschen benachrichtigen, wenn ihr Beitrag gefordert ist.

Wie andere Anbieter betont auch Microsoft gebetsmühlenartig, dass Technologien wie diese keine menschlichen Arbeitskräfte ersetzen, sondern Arbeit erleichtern und Produktivität erhöhen sollen. Gerade der "Team Copilot" soll allerdings dem ersten Eindruck nach viele Tätigkeiten übernehmen, die sonst von menschlichen Assistenzkräften ausgeübt werden. Ähnliches gilt für den KI-Projektmanager – zumindest, wenn die Technologie in der Praxis leistet, was der Konzern verspricht.

Bau deinen eigenen Copilot

Eine andere Neuerung ist die Möglichkeit, selber einen Copilot-Bot basierend auf den eigenen Bedürfnissen zu erstellen – eine Funktion, die stark an die individualisierten KI-Bots in der kostenpflichtigen Version von OpenAIs ChatGPT erinnert. Im Fall von Microsoft soll der "Custom Copilot" auf Dateien aufbauen, die in Sharepoint oder Onedrive gespeichert sind. In einem Video wird gezeigt, wie Dateien und Ordner ausgewählt werden und dann ein Bot erstellt wird, der bei Bedarf die passenden Files findet.

"Es ist so einfach wie das Erstellen eines Ordners, aber weitaus mächtiger", lautet Microsofts Werbebotschaft. Auf Wunsch kann der Bot via Link mit anderen Teammitgliedern geteilt werden. Im "Copilot Studio" ist es möglich, mehr Anpassungen am Bot vorzunehmen und weitere Datenquellen – ergänzend zu Sharepoint und Onedrive – hinzuzufügen.

Multimodal und lokal

Mit einer anderen Neuerung setzt Microsoft auf den KI-Zug der Multimodalität: "Phi-3-vision" ist ein KI-Modell, das Text ebenso wie Bilder auslesen kann: So soll es etwa Fotos oder Infografiken interpretieren können.

Lag zuvor der Fokus auf Large Language Models (LLMs), die auf Basis großer Datenmengen via KI generierte Textantworten geben können, so geht nun der Trend in Richtung der Small Language Models (SLMs), die über deutlich weniger Parameter verfügen. Microsofts "Phi-3" fällt in ebendiese Kategorie der KI-Modelle, die diverse Vorteile mit sich bringen – allen voran, dass sie lokal auf dem PC oder Smartphone anstatt auf einem externen Server laufen können.

Vor allem in puncto Datenschutz bringt dies diverse Vorteile. Allein ist Microsoft mit diesen Bestrebungen allerdings nicht: Erwartet wird auch, dass Apple auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC im Juni lokal laufende KI-Modelle präsentiert.

Videoübersetzungen in Edge

Ein KI-Update gibt es außerdem für den Browser Edge. Denn dieser bekommt die Möglichkeit, Videos in Echtzeit zu übersetzen und in der Zielsprache im Audioformat auszugeben. Unterstützt werden dabei Plattformen wie Youtube, die Nachrichtenagentur Reuters und Coursera, zu den unterstützten Sprachen zählt auch Deutsch. Das Feature soll laut Microsoft "bald" eingeführt werden, schrittweise sollen weitere Plattformen und Sprachen ergänzt werden.

Hinzu kommen weitere Highlights, die Microsoft im Lauf des Konferenzauftakts ankündigte, wie etwa die Möglichkeit, selbst gestaltete Emojis in Microsoft Teams zu integrieren – sofern der Admin dies zulässt – und den Microsoft File Explorer als ein Git Repository zu nutzen. Auch soll Entwicklern der Zugriff auf Programmierschnittstellen (APIs) für die KI-Entwicklung erleichtert werden.

Wird es sich durchsetzen?

Das Scheinwerferlicht legt Microsoft aber klar auf die Anwendung von KI im Alltag. "Für uns geht es nie darum, Technologie der Technologie wegen zu feiern", sagt Nadella am Ende seiner Keynote: Stattdessen gehe es immer darum, die Möglichkeiten zu feiern, mit Technologie "magische Erfahrungen zu schaffen, die einen Unterschied in unseren Ländern, Gemeinschaften und Unternehmen machen". Schon jetzt habe KI einen starken Impact.

Ob all diese Neuerungen von den Menschen tatsächlich angenommen werden? Diese Frage wird in Zukunft ebenso beantwortet werden müssen wie jene, ob die verwendeten Lösungen von Microsoft stammen werden – oder von einem Konkurrenten. Offen ist in diesem Kontext auch noch immer das Thema der "KI-Halluzinationen": Gibt ein KI-Bot falsche Informationen aus, so ist das beim Experimentieren im Privatleben vielleicht ärgerlich, im beruflichen Kontext jedoch können solche Falschinformationen fatale Auswirkungen haben. Auch sei hier nochmals auf die zuvor bereits geäußerte Frage der Auswirkungen solcher Technologien auf den Arbeitsmarkt verwiesen: Werden Unternehmen künftig die menschliche Assistenz durch die günstigere KI ersetzen, auch wenn diese vielleicht Fehler macht, die nicht rechtzeitig als solche erkannt werden können?

Und noch ein Aspekt darf bei allem Jubel über die neuen Möglichkeiten nicht ausgelassen werden: jener des Klimaschutzes. So war ausgerechnet Microsoft jenes Unternehmen, das vor wenigen Tagen auf sich aufmerksam machte, weil die eigenen Ziele zur Reduktion des CO2-Ausstoßes nun infrage stehen. Der Grund dafür: der massive Stromverbrauch durch generative KI. Quelle: Der Standart



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