Direkt zum Hauptbereich

Faktencheck zum Luftbild von Kölner Demo

Die Großdemonstrationen gegen rechts rufen bei manchen Nutzerinnen und Nutzern in den sozialen Netzwerken wütende Reaktionen hervor. In einigen Postings werden auch Zweifel an der Echtheit von Aufnahmen geäußert, auf denen die Menschenmengen zu sehen sind. So etwa am Beispiel der Stadt Köln: Eine Luftaufnahme der dortigen Demonstration am 16. Januar sei mit Künstlicher Intelligenz (KI) bearbeitet oder erstellt worden, heißt es. Das würden entsprechende Analyseprogramme zeigen.

Bewertung

Für eine Manipulation gibt es keine Belege. Weitere Aufnahmen, darunter ein Video, zeigen dieselbe Menschenmenge in Köln. Tools zur KI-Erkennung gelten als noch wenig ausgereift. Ihre Ergebnisse schwanken und sind kaum belastbar.

Demonstrierende stehen vor der Bühne auf der Deutzer Werft in Köln. Foto: Sascha Thelen/dpa-Zentralbild/dpa

Demonstrierende stehen vor der Bühne auf der Deutzer Werft in Köln. Foto: Sascha Thelen/dpa-Zentralbild/dpa

Fakten

Der Platz auf dem Bild zeigt den Heumarkt in Köln. Dort gab es am 16. Januar eine Demonstration gegen Rassismus und gegen rechts. Ein Instagram-Nutzer veröffentlichte am Tag danach mehrere Aufnahmen: drei Fotos und ein Video, die aus der Luft, also mutmaßlich mit einer Drohne aufgenommen wurden.

Doch über eines der Bilder heißt es, es sei manipuliert worden. Kann das sein? Und wie aussagekräftig ist die Bewertung eines KI-Analysetools, die diese Behauptung belegen soll?

Dass der Heumarkt in Köln am 16. Januar sehr stark gefüllt war, geht aus mehreren Aufnahmen aus der Luft hervor. Zum einen stützen die in dem Instagram-Beitrag veröffentlichten Bilder sich gegenseitig. Die verschiedenen Details - also etwa Schirme, Laternen und deren Lichtkegel, das große Denkmal, die Polizei-Mannschaftswagen und die Gebäude stimmen auf den Bildern überein. Viele der Details sind auch in dem Video in dem Beitrag zu erkennen.

Dieselbe Menschenmenge in weiterem Drohnenvideo

Bestätigt werden die Aufnahmen auf Instagram durch weitere Luftbilder. Der «Kölner Stadt-Anzeiger» (KStA) hat ein Video auf Youtube veröffentlicht, das ebenfalls Drohnenaufnahmen enthält. Sie zeigen einen ähnlich großen Andrang auf dem Platz und dieselben Details. Allerdings hat das Video eine andere Lichtstimmung. Die Glanzlichter sind weniger stark. Das kann an unterschiedlichen Kameraeinstellungen oder Videofiltern liegen.

Der Ursprung der Behauptung, ein Foto sei mit KI erstellt oder bearbeitet worden, findet sich in einem inzwischen gelöschten Beitrag auf der Plattform X (vormals Twitter). Dort behauptete ein Nutzer zudem, dass auf dem vermeintlich manipulierten Bild ein grüner Baum zu sehen sei - und das im Januar.

Doch es handelt sich um eine optische Täuschung. Ein anderer X-Nutzer weist darauf hin, dass sich an der Stelle eine Gaststätte mit grüner Leuchtreklame befindet. Das stimmt: Sie findet sich auf Google Maps. Das Licht strahlt offenbar die Bäume vor dem Gebäude an, die dadurch aus der Ferne so wirken, als trügen sie Laub.

Tools zur KI-Erkennung liefern widersprüchliche Ergebnisse

Aber wie ist der Prozentwert einzuschätzen, den Nutzer als Beleg anführen, dass es sich um ein mit KI bearbeitetes oder erschaffenes Bild handelt? Ein Test mit dem Foto aus Köln und dem gezeigten KI-Erkennungstool ergibt ebenfalls einen Wert, der eine KI als Urheber nahelegt. Wie das Tool arbeitet, wird auf der Website jedoch nicht transparent gemacht. Ein anderes im Netz verfügbares Tool zeigt bei einem Test mit demselben Foto ein gänzlich anderes Ergebnis. Die KI-Wahrscheinlichkeit wird dort mit null Prozent angegeben.

Grundsätzlich gilt: Ebenso wie bei der Bildgenerierung mit Künstlicher Intelligenz Fehler auftreten können, sind Tools zur Erkennung von KI-Material häufig noch nicht ausgereift und somit nicht verlässlich.

Es gibt aber jenseits von neuen Technologien Möglichkeiten, KI-Fälschungen zu entlarven. Ein Blick auf Details ist hilfreich, denn Objekte, Gesichter oder Körperteile am Bildrand oder im Hintergrund können unrealistische Verzerrungen aufweisen. Zudem gilt bei einem Ereignis, das in der Öffentlichkeit stattfindet: Es gibt in der Regel weitere Aufnahmen, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken. Das war auch in Köln der Fall.

Die Polizei sprach nach der Demonstration auf dem Heumarkt von mehreren Zehntausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In einem «KStA»-Bericht ist unter Berufung auf die Polizei von 30.000 Menschen die Rede. Die Organisatoren hatten ursprünglich mit deutlich weniger Zuspruch gerechnet. Der Polizei zufolge drängten sich die Menschen auch in den Straßen um den Heumarkt herum. Die Luftbilder bestätigen das. Im Video des «Kölner Stadt-Anzeigers» sind die vollen Nebenstraßen zu sehen. Quelle: dpa


JZ-App
Vorlesen lassen

Kommentare

Beliebte Beiträge

Russland stört GPS von von der Leyens Flugzeug

Ein Flugzeug der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll während eines Fluges Ziel einer gezielten GPS-Störung geworden sein. Die Beeinträchtigung des satellitengestützten Navigationssystems wird Russland zugeschrieben. Vorwurf gegen Russland Eine Sprecherin der Europäischen Kommission in Brüssel bestätigte den Vorfall. Nach Angaben der Kommission handelte es sich bei der Störung um eine absichtliche Manipulation des GPS-Systems. Quelle: dpa JZ-App Vorlesen lassen

Deutsche Bahn gewinnt 15-Milliarden-Auftrag für Berliner S-Bahn

Das Konsortium aus Deutsche Bahn, Siemens und Stadler hat den Milliardenauftrag für die Berliner S-Bahn erhalten. Die französische Konkurrentin Alstom ging bei der Ausschreibung leer aus. Nach T-Online-Angaben umfasst der Vertrag ein Volumen von 15 Milliarden Euro über 15 Jahre. Geplant sind 1.400 neue Waggons für das Berliner S-Bahn-Netz. Alstom unterliegt bei Ausschreibung Der französische Zugbauer Alstom konnte sich im umkämpften Vergabeverfahren nicht durchsetzen. Das Unternehmen war als direkter Konkurrent zum deutschen Konsortium angetreten. Das Vergabeverfahren war von Anfang an umstritten. Für die Berliner S-Bahn bedeutet der Zuschlag erhebliche betriebliche Veränderungen in den kommenden Jahren. Langfristige Modernisierung geplant Der Auftrag umfasst sowohl die Lieferung neuer Züge als auch den langfristigen Betrieb des S-Bahn-Systems. Die Modernisierung soll die Kapazitäten für Millionen von Fahrgästen in der Hauptstadt deutlich verbessern. Quelle: dpa JZ-App Vorlesen lassen

So war der Sommer - Sommer-Trends 2025 von A bis Z

Der Sommer 2025 ist fast vorbei und hinterlässt eine bunte Mischung aus Trends, Skandalen und Phänomenen. Von kleinen Püppchen mit bösen Grinsen, einem Netflix Animationsfilm bis hin zu toxischen Dating-Begriffen - ein Rückblick auf die vergangenen Monate von A bis Z. Den größten Hype des Sommers lösten die sogenannten Labubu aus. Die kleinen Püppchen mit Kulleraugen, Hasenohren und bösem Grinsen vom chinesischen Hersteller Pop Mart hingen an unzähligen Taschen. Als Satz des Sommers könnte «Ey, hatecrime meinen Labubu nicht» in die Geschichte eingehen. Kpop Demon Hunters - Der erfolgreichste Netflix Film Labubus Fitness und Beauty-Trends Assisted Stretching etablierte sich als neuer Fitnesstrend aus Amerika. In einer Einzelsitzung lassen sich Menschen ohne zu schwitzen von einem Assistenten gezielt dehnen. Studios in Berlin und Hamburg vermarkten das als perfekte Kombination aus Yoga, Mobility-Training und Regeneration. Volumenpuder avancierte zum neuen Haargel. Es verhindert, dass Haa...

Italiener rast mit 260 km/h und Handy - Opposition fordert Rauswurf

Ein italienischer Geschäftsmann ist mit 260 Stundenkilometern und dem Handy in der Hand über eine deutsche Autobahn gerast. Der 48-Jährige aus Norditalien filmte seine waghalsige Fahrt und veröffentlichte das Video anschließend im Internet. Der Mann arbeitet als Geschäftsführer eines Wasserversorgers in der Stadt Lodi bei Mailand. Die Opposition dort fordert nun seine Entlassung und wirft ihm vor, durch sein «gefährliches Verhalten» junge Autofahrer zur Raserei zu verführen. Rechtfertigung mit Tempolimit-Argument Der Manager verteidigte sich mit dem Hinweis auf fehlende Geschwindigkeitsbegrenzungen. «Ich war am 15. August auf einer deutschen Autobahn. Dort gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen», zitieren italienische Zeitungen den Geschäftsmann. Das Video zeigt, wie sich die Tachonadel seines SUV immer schneller der 260-Kilometer-Marke nähert. Nach eigenen Angaben entstand die Aufnahme in der Nähe von Stuttgart. Mittlerweile hat er den Film von seinen Facebook- und Instagram-Konte...

Zollkrieg droht - EU wehrt sich gegen Trumps Digitalgesetz-Attacke

Die EU zeigt sich unbeeindruckt von neuen Zolldrohungen des US-Präsidenten Donald Trump. Sprecher der Europäischen Kommission machten deutlich, dass sich die Union nicht vorschreiben lassen will, welche Regeln sie für digitale Plattformen aufstellt. Zudem verwiesen sie auf jüngste Vereinbarungen, die eine Zollobergrenze von 15 Prozent für fast alle Produkte vorsehen. Trump hatte am Montagabend auf Truth Social angekündigt, sich gegen Länder zu wehren, die amerikanische Technologieunternehmen angreifen würden. Staaten mit Digitalsteuern oder digitalen Regulierungen drohte er mit zusätzlichen Zöllen auf ihre Exporte in die USA. Auch Exportbeschränkungen für amerikanische Technologie und Computerchips kündigte er an, sollten die Länder ihre Regelungen nicht ändern. Scharfe Warnung aus Washington Amerika und amerikanische Technologieunternehmen seien nicht länger das «Sparschwein» oder der «Fußabtreter» der Welt, warnte Trump. «Zeigen Sie Amerika und unseren großartigen Technologieunterneh...