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Großbritannien verbietet Wegwerf-Vapes – wie ist die Lage in Deutschland?

Sie sind bunt, sollen nach Kirsche, Cola oder Omas Apfelkuchen schmecken – und verschmutzen millionenfach die Umwelt. Ab diesem Sonntag geht Großbritannien mit einem Verkaufsverbot gegen Einweg-Vapes vor, das sind elektrische Verdampfer für meist nikotinhaltige Flüssigkeiten zum kurzzeitigen Gebrauch. Fünf Millionen Stück pro Woche wurden der Regierung zufolge im Jahr 2024 achtlos weggeworfen oder im falschen Müll entsorgt. Die Briten reagieren darauf deutlich schneller als Deutschland.

Die Verbannung der single-use vapes aus den Verkaufsregalen ist Teil einer größeren Strategie gegen das Rauchen im Allgemeinen. Auf Sicht soll die «erste rauchfreie Generation» auf den Weg gebracht und der «Kreislauf von Sucht und Benachteiligung» durchbrochen werden, teilte die Regierung mit. Das Verbot dient vorrangig, aber nicht ausschließlich dem Umweltschutz.

Die elektrischen Geräte, mit denen die Nutzerinnen und Nutzer aromatisierten Dampf inhalieren, gehören zum Stadtbild längst dazu – ob nun in London, Liverpool und Manchester oder Berlin, München und Hamburg. Kritiker warnen, dass junge Menschen die Inhalationsprodukte für harmlos halten – obwohl auch sie Substanzen enthalten, die krank machen können.

«Weniger schädlich» – aber «nicht ungefährlich»

Mehrere Einweg-E-Zigaretten liegen auf einem Tisch. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Mehrere Einweg-E-Zigaretten liegen auf einem Tisch. Foto: Moritz Frankenberg/dpa


Die Vaping-Industrie hingegen betont die Vorteile: Raucher könnten ihr Gesundheitsrisiko erheblich reduzieren, wenn sie mit dem Rauchen aufhören und auf E-Zigaretten umsteigen, schließlich werde in den Geräten kein Tabak verbrannt, sondern nur Dampf inhaliert. Auch in Großbritannien wurde argumentiert, so von der Zigarette wegkommen zu können. Inzwischen ist die Sicht wieder kritischer.

«Vaping ist zwar weniger schädlich als Rauchen, aber nicht ungefährlich und birgt für junge Menschen ein erhebliches Risiko der Nikotinabhängigkeit», teilt eine britische Regierungssprecherin mit. Neben der Einwegvariante gibt es Geräte, die sich wiederbefüllen lassen und dadurch zu weniger Müll führen.

Nachfrage nach E-Zigaretten steigt

Ähnlich wie Großbritannien hatten EU-Staaten wie Frankreich und Belgien Verkaufsverbote auf den Weg gebracht. In Deutschland werden Einweg-Vapes zumindest vorerst noch zu haben sein. Im Jahr 2022 waren sie ein Verkaufsschlager, laut dem Branchenverband BfTG hatten sie damals einen Anteil von 40 Prozent am E-Zigaretten-Markt. In den Jahren danach sank dieser Anteil auf jetzt nur noch zehn Prozent. Der BfTG-Vorsitzende Dustin Dahlmann begründet diese Entwicklung mit einem wachsenden Umweltbewusstsein der Konsumenten und mit den Preisen – die Nutzung von Mehrweg-Systemen sei günstiger als die von Einweg-Produkten.

Zudem müssen sich die Anbieter mehr oder minder notgedrungen umstellen. Im Februar 2027 greift eine EU-Regelung, die den Verkauf von Wegwerfartikeln mit Batterien, die sich nicht leicht ausbauen lassen, untersagt. Dann werden auch in Deutschland Einweg-Vapes nicht mehr legal zu haben sein.

Derzeit bleibt aber das Müllproblem mit den Einweg-Artikeln, die nach 500 bis 700 Zügen unbrauchbar werden. Das Problem solcher falsch entsorgten Produkte sei gravierend, heißt es vom Entsorgungsverband BDE. «Ein Großteil landet unsachgemäß im Restmüll, im Gelben Sack oder sogar in der Umwelt», sagt ein BDE-Sprecher. Wenn die Elektrogeräte in Müllfahrzeugen gequetscht werden oder hinunterfallen, können sie Brände auslösen. Immer mal wieder brenne es deswegen in Recyclinganlagen oder Müllfahrzeugen.

Ein wirkungsvolles Verkaufsverbot?

Welche Auswirkungen ein Verkaufsverbot auf die Nutzerinnen und Nutzer hat, wird sich in Großbritannien zeigen. Die Regierung sagt, im Jahr 2023 hätten 54 Prozent der Vaper im Alter von 11 bis 17 Jahren die Einweg-Variante benutzt. Neuere Befragungen legen einen deutlichen Rückgang dieser Zahlen nahe. Die BBC verschickte am vergangenen Wochenende einen langen Situationsbericht über Menschen, die sich schnell noch mit Dutzenden Einweg-Vapes eindecken.

Einer der bekanntesten Anbieter, Elfbar, teilt auf dpa-Nachfrage mit, die Einweg-Vapes seien zwar das dominante Produkt gewesen. Das ändere sich aber mit der bevorstehenden Gesetzgebung. Der Anbieter habe, «wie viele andere Unternehmen in dieser Branche, proaktiv an der Entwicklung und dem Vertrieb von wiederverwendbaren Alternativen und den entsprechenden Nachfüllpackungen gearbeitet». Welche Gewinne das Geschäft mit Einweg-Vapes brachte, sagt der Hersteller nicht.

Britische Grundsatzstrategie

Das Verbot ab Sonntag ist Teil der britischen «Tobacco and Vapes Bill», einer Gesetzgebung, die unter anderem ab Januar 2027 viel schärfere Maßnahmen gegen das Rauchen im Allgemeinen beinhalten soll. Dann sollen Menschen, die nach dem 1. Januar 2009 geboren sind – also 18 Jahre alt werden – nicht mehr legal Tabakprodukte kaufen können. Bei E-Zigaretten geht es besonders um weitere Einschränkungen im Verkauf an Jugendliche unter 18 und den Verkauf aus Automaten. Quelle: dpa






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