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Noch immer Lohnlücke zwischen Osten und Westen

Auf dem Arbeitsmarkt hat der Osten in Deutschland in den vergangenen Jahren immer weiter aufgeholt. Beim Lohn- und Produktivitätsniveau aber hat der Westen noch immer einen Vorsprung. Laut einem in Gütersloh vorgestellten Papier der Bertelsmann Stiftung sei es deshalb nicht überraschend, dass mehr Ost- als Westdeutsche den Eindruck haben, auch beim Lebensstandard benachteiligt zu sein.

Mittlerer Lohn im Westen deutlich höher als im Osten

So liegt der mittlere Lohn im Osten bei 3.157 Euro, während dieser Wert im Westen bei 3.752 Euro liegt. Dabei hat sich das Lohnniveau in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter angenähert. Nach der Wiedervereinigung in den 1990er-Jahren lag die Lücke noch bei 26 Prozent. Heute bekommen die Menschen in den Ost-Bundesländern 15,9 Prozent weniger für ihren Arbeitseinsatz als im Westen.

Ein Azubi arbeitet an einer Anlage im Kompetenzzentrum der Innung Sanitär, Heizung und Klima Berlin. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Ein Azubi arbeitet an einer Anlage im Kompetenzzentrum der Innung Sanitär, Heizung und Klima Berlin. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Grund ist laut den Autoren der Bertelsmann Stiftung das unterschiedliche Produktivitätsniveau. Im Bau, Handel und bei den Dienstleistungen habe sich das zwar stark angenähert. Aber im verarbeitenden Gewerbe liegt der Osten laut der Auswertung auch knapp 34 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch nur bei 76 Prozent des Westniveaus. Um das Problem zu lösen, fordern die Autoren die Ansiedlung von großen Namen. «Großunternehmen schaffen Platz für Forschung, regionale Zulieferer und unternehmensnahe Dienstleistungen», heißt es in dem Papier. Das schaffe besser bezahlte Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Berufen.

Ähnlich viele Menschen erwerbstätig

Bei den Zahlen für den Arbeitsmarkt in Ost und West gibt es nahezu Gleichstand beziehungsweise fast eine Annäherung. So liegt die Erwerbstätigenquote im Osten bei 76,7 und im Westen bei 77,3 Prozent. Die Quote der Arbeitslosen im Osten liegt heute bei 7,2 Prozent. In den Jahren nach den 2000er-Jahren lag dieser Wert noch mit knapp 19 Prozent deutlich höher. Die Quote im Westen liegt aktuell bei 5,3 Prozent und damit weiterhin unter dem Wert im Osten. Beim Anteil der Langzeitarbeitslosen liegen Ost und West mit 34 Prozent gleichauf.

Die hohe Arbeitslosigkeit und der Exodus der jungen Leute nach der Wende 1989 haben sich laut Bertelsmann Stiftung tief ins kollektive Bewusstsein eingebrannt. «Die Auswirkungen sind auch heute noch spürbar, wenn die öffentliche Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen weiter ausdünnt und viele Arbeitslose von damals nun der Altersarmut entgegensehen. Das trägt zur Wahrnehmung bei, weiterhin benachteiligt zu sein – auch wenn der ostdeutsche Arbeitsmarkt heute wesentlich besser dasteht als vor 30 Jahren», sagt Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. Quelle: dpa





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