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Merkel ist 70 – aber einer will nicht gratulieren

Parteifreunde wie prominente Ampel-Vertreter haben Altkanzlerin Angela Merkel zum 70. Geburtstag für ihren Einsatz für Deutschland, Europa und die Demokratie gewürdigt. Ihr Nachfolger als Kanzler, Olaf Scholz (SPD), bescheinigte der CDU-Politikerin auf der Plattform X eine «beeindruckende politische Laufbahn» und ergänzte: «Unermüdlich hat sie sich für das Land eingesetzt.»

Angela Merkel (CDU), ehemalige Bundeskanzlerin, und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, begrüßen sich bei der Eröffnungsveranstaltung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung in der Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt. Archivfoto: Christoph Soeder/dpa
Angela Merkel (CDU), ehemalige Bundeskanzlerin, und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, begrüßen sich bei der Eröffnungsveranstaltung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung in der Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt. Archivfoto: Christoph Soeder/dpa

Unionsfraktionschef Friedrich Merz sandte Merkel per X «herzliche Glückwünsche». Merz, der auch CDU-Vorsitzender ist, fügte hinzu: «Rund drei Jahrzehnte lang hast Du die Politik unseres Landes geprägt und Verantwortung übernommen: In der CDU, im Parlament und in der Regierung.» Merkel hatte Merz 2002 vom Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag verdrängt. Das Verhältnis zwischen Merz und der Altkanzlerin gilt seitdem als belastet.

Die Ex-Kanzlerin will in kleinem Kreis feiern

Merkel will ihren runden Geburtstag nach Angaben einer Sprecherin im privaten Kreis verbringen. Wie und mit wem genau ist unklar. «Zu privaten Anfragen hat die Bundeskanzlerin a. D. schon zu ihrer aktiven politischen Zeit grundsätzlich keine Auskunft gegeben», erklärte die Sprecherin. «An ihrer Haltung zu Anfragen dieser Art hat sich auch mit dem Ausscheiden aus dem Amt nichts geändert.» Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin.

Die CDU freue sich auf den Festakt zu Ehren von Merkels Geburtstag im Herbst, schrieb Merz. Der Empfang ist für den 25. September in der Berliner Akademie der Wissenschaften im Rahmen der CDU-Reihe «Berliner Gespräche» geplant.

CDU über Merkel: Eine der bedeutendsten Staatsfrauen unserer Zeit

In einem X-Post der CDU heißt es über Merkel, die die Partei von 2000 bis 2018 geführt hatte: «Ihre Fähigkeit, gerade in schwieriger Lage Ruhe zu bewahren und umsichtige Entscheidungen zu treffen, hat sie zu einer der bedeutendsten Staatsfrauen unserer Zeit gemacht.»

Baerbock mit persönlichen Glückwünschen

Außenministerin Annalena Baerbock würdigte Merkel mit einem persönlichen Beitrag auf X: «Liebe Frau Merkel, Sie standen 16 Jahre mit Menschlichkeit wie Ausdauer für den Zusammenhalt Europas – stets in tiefster Überzeugung für Demokratie & Völkerrecht», schrieb die Grünen-Politikerin. Merkel habe «Frauen meiner Generation weitere Türen geöffnet. Von Herzen alles Gute!»

Ex-SPD-Chef Gabriel: Nach Ende der Amtszeit Merkels Vakuum in Europa

Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel, der unter Merkel Außenminister war, schrieb in einem Gastbeitrag für den «Spiegel»: «Vor allem aber gab sie Europa in ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft ein politisches Zentrum und bändigte dessen Zentrifugalkräfte. Das scheint mir Angela Merkels größte politische Leistung gewesen zu sein. Bis heute ist diese Rolle unbesetzt.»

Weiter heißt es in Gabriels Beitrag: «Ob (der russische Präsident Wladimir) Putin seinen furchtbaren Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 gestartet hätte, wenn die Kanzlerin eine weitere Legislaturperiode regiert hätte, darf man mit einigem Recht bezweifeln.»

Kein Glückwunsch von Putin

Der russische Präsident Putin hat nach Angaben eines Sprechers keinen Kontakt mehr zu Merkel und gratuliert ihr auch nicht zum 70. Geburtstag. Ein Glückwunsch sei nicht geplant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Telefoniert hätten beide zum letzten Mal vor Merkels Ausscheiden aus dem Kanzleramt Ende 2021, sagte Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Zu ihren Regierungszeiten von 2005 bis 2021 hatte Merkel den Kremlchef diesen Angaben nach etwa 30 Mal getroffen.

Viele Politiker hatten Merkel bereits vor ihrem Geburtstag gratuliert. Glückwünsche kamen auch von Gerhard Schröder, (SPD) den Merkel nach der Bundestagswahl 2005 im Kanzleramt abgelöst hatte. «Von allen politischen Gegnerinnen und Gegnern ist sie eine besondere. Schließlich hat sie gewonnen», sagte er dem Magazin «Stern». Er möge Merkels «typisch norddeutschen Charme» sowie ihre Fähigkeit zur Ironie und auch Selbstironie.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Ex-Kanzlerin als «Vorbild und ein Markenzeichen unserer Demokratie». Merkel habe den Weg des vereinten Deutschlands als Kanzlerin entscheidend geprägt.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte der dpa: «Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag – zu einer großen Lebensleistung an die bedeutendste lebende politische Persönlichkeit in Deutschland.» Die CSU und Merkel hätten zu Beginn ein wechselhaftes Verhältnis gehabt – «das galt auch für mich», räumte Söder ein. Vor allem in der Migrationspolitik habe es doch große Differenzen gegeben. «Aber während der Corona-Pandemie hat sich bei mir alles geändert», sagte Söder.

Evangelische Pfarrerstochter, Physikerin, Kanzlerin

Merkel wurde in Hamburg geboren. Ihr Vater trat in Brandenburg eine Pfarrstelle an – Merkel wuchs in der damaligen DDR auf und studierte Physik. 1990 wurde sie in den Bundestag gewählt. Merkel amtierte als Frauen- und dann als Umweltministerin. Zur Bundestagswahl 2021 trat sie nicht mehr an. Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine werfen Kritiker ihr einen naiven Umgang mit Putin vor. Viele sehen sie als Verantwortliche dafür, dass Deutschland lange von russischem Erdgas abhängig war. Quelle: dpa



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