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Das hilft bei Wespen- und Mückenstichen

Ein Sommertag am See könnte so schön sein. Wären da nicht die vielen Mücken, die uns Menschen als Festmahl sehen. Oder die Wespen, die über die Wiese schwirren, sodass man barfuß schnell versehentlich drauftritt. Autsch! Ein Allergologe erklärt, was bei Insektenstichen in unserer Haut passiert, was die typischen Hausmittel gemeinsam haben – und ab wann eine Schwellung untypisch groß ist.

Wie reagiert unser Körper auf Insektenstiche?

Mücken wollen an unser Blut, weil sie sich davon ernähren. Und um das möglichst gut abzapfen zu können, haben sie ihre Tricks: «Sie geben ihren Speichel in die Stichstelle. Und der enthält Substanzen, die dafür sorgen, dass an dieser Stelle das Blut nicht gerinnt», sagt Prof. Thilo Jakob, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Gießen.

Eine Frau hat einen Mückenstich am Arm. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Eine Frau hat einen Mückenstich am Arm. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Dass uns ein Mückenstich lästig wird, liegt an bestimmten Eiweißen des Insektenspeichels. Sie sind unserem Körper fremd, wodurch unsere Mastzellen aktiviert werden. «Die sitzen in der Haut und gehören zu ihrem Abwehrsystem», erklärt Thilo Jakob. In der Folge werden bestimmte Botenstoffe in der Haut freigesetzt: Sie sorgen dafür, dass die Stichstelle juckt und sich die Gefäße weiten – der Stich schwillt an.

Und bei Bienen- oder Wespenstichen? Diese Insekten wollen nicht an unser Blut, sondern sich und ihr Leben verteidigen. «Sie injizieren also ein Gift in die Haut. Das Ziel ist: Wer auch immer sie piesackt, soll sie in Ruhe lassen», beschreibt Jakob. Weil auch das Gift eine Fremdsubstanz ist, kommt es auch in diesem Fall zu einer Immunreaktion. Es meldet sich stechender Schmerz, die Hautstelle rötet sich und schwillt an und juckt.

Autsch! Wie versorge ich einen Wespen- oder Bienenstich richtig?

Da steckt noch ein Stachel in der Haut? Das spricht dafür, dass eine Biene die Übeltäterin ist. Die Stiftung Gesundheitswissen rät, den Stachel nach einem Stich so schnell wie möglich zu entfernen. Hilfe findet man dabei im Portemonnaie: Mit ihrem Rand einer Plastikkarte kann man den Stachel vorsichtig abschaben.

Dabei ist aber eine Sache tabu: die Stichstelle mit den Fingern zusammendrücken. Dadurch übt man nämlich Druck auf den Stachel aus und presst noch mehr Gift in die Haut.

Und dann gilt: kühlen, kühlen, kühlen. Das hilft dabei, die Ausbreitung des Gifts zu verlangsamen. Sinnvoll ist auch, die Stichstelle zu desinfizieren.

Ein Sonderfall: Hat die Biene oder Wespe im Mund zugestochen, ist das ein Fall für den Notruf 112. Schwellen Schleimhäute oder Zunge stark an, droht nämlich lebensbedrohliche Atemnot. Bis Hilfe eintrifft, ist auch hier Kühlen essenziell – zum Beispiel, indem man Eiswürfel lutscht und einen kühlen Umschlag um den Hals platziert.

Kann Spucke die Beschwerden von Insektenstichen lindern?

Ja, allerdings nicht, weil darin magische Substanzen stecken. «Spucke ist nichts anderes als eine Flüssigkeit, die man immer dabei hat – und die den Stich kühlt», sagt Thilo Jakob. Denn liegt Feuchtigkeit auf der Haut, reicht schon ein leichter Luftzug, um ihr Wärme zu entziehen – so funktioniert der Kühleffekt.

Und der hemmt die Entzündung, die hinter jedem Insektenstich steht und dessen lästige Beschwerden verursacht. Dem Mediziner zufolge ist dieser Kühleffekt auch das, was die zahlreichen Hausmittel gegen Insektenstiche eint: Gurkenscheiben, Weißkohlblätter, Quark – oder Zwiebel.

Bei der mahnt er allerdings zu etwas Vorsicht. Denn in Zwiebeln steckt viel Säure, wodurch es Verätzungen der Haut kommen kann. «Wir haben schon Patienten gesehen, die sich Zwiebelscheiben mit einem schön dicken Verband auf die Haut gemacht und das für 24 Stunden drauf gelassen haben», erzählt Jakob. Das ist zu viel des Guten.

Was hilft noch?

Ist so ein Mückenstich noch recht frisch, kann auch Hitze den Juckreiz lindern. Genauer gesagt: Spezielle Stifte – auch Stichheiler genannt – die auf die betroffene Stelle gedrückt werden und dabei Temperaturen von 50 Grad und mehr abgeben. «Dadurch sollen die Eiweiße, die durch den Speichel der Mücke in die Haut gekommen sind, inaktiviert werden», erklärt Jakob.

Noch ein Effekt der Stichheiler: Der durch die Hitze ausgelöste Schmerz überlagert den Juckreiz. Denn beides wird über dieselben Nervenfasern übermittelt.

Linderung kann auch ein Antihistaminikum zum Auftragen auf die Haut bringen. Antihistaminika sind eine Wirkstoffgruppe, die vorrangig bei Allergien zum Einsatz kommt. «Ich empfehle da Gele, denn die kühlen zusätzlich auch noch», so Jakob, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ist.

Kratzen ist nicht gut, klar. Aber wieso?

Damit kauft man sich möglicherweise eine Hautinfektion ein, warnt der Mediziner. «Wenn die Haut aufgekratzt ist, können sich da Bakterien ansiedeln und vermehren – dann kann der Stich nicht ordentlich abheilen.» Wer vermutet, dass so eine Hautinfektion vorliegt, kann sich in einer Apotheke beraten lassen, dort gibt es frei verkäufliche antiseptische Cremes. Wenn es nicht besser wird, ist ein Besuch in der Hausarztpraxis sinnvoll.

Ärztliche Abklärung ist auch dann wichtig, wenn sich um den Stich herum eine flächige Rötung ausbreitet, die immer größer wird und etwa von Fieber und Schüttelfrost begleitet werden kann. Dann kann eine sogenannte Wundrose vorliegen, ausgelöst durch Bakterien – genauer gesagt: Streptokokken. «Die ist allerdings selten. Aber wenn sie auftritt, muss sie ärztlich behandelt werden», sagt Thilo Jakob.

Warum schwellen Stiche manchmal stark an?

Das Ausmaß der Schwellung hängt manchmal schlichtweg von der Beschaffenheit des Gewebes ab. Typisches Beispiel: «Wenn Sie einen Mückenstich am Auge haben, kann das ganze Auge zuschwellen», erklärt Jakob. Auch Mückenstiche an den Beinen schwellen oft stark an. Das liegt daran, dass in den Beinen ein gewisser Wasserdruck gegeben ist.

Und dann gibt es noch überschießende Stichreaktionen, die hinter starken Schwellungen stecken können. «Es gibt Menschen, die sehr stark auf Stiche reagieren», sagt Jakob.

Das gilt vor allem für Wespen- und Bienenstiche. Als normal gilt in der Medizin bei diesen Stichen eine Schwellung bis zu einem Durchmesser von 10 Zentimetern. «Wenn man an der Hand gestochen wurde und die Schwellung bis zum Ellenbogen hoch geht, dann sprechen wir also von einer überschießenden Stichreaktion», sagt Jakob.

Bei Mückenstichen kann es auch zu solchen Reaktionen kommen, einen klaren Größen-Richtwert gibt es hier allerdings nicht. Spätestens, wenn ein Stich handtellergroß wird, sollte man die Reaktion ärztlich abklären lassen.

Ist so eine überschießende Stichreaktion denn eine Allergie?

Eine echte Insektengiftallergie grenzt Thilo Jakob von so einer überschießenden Stichreaktion ab. Denn: Charakteristisch für eine Insektengiftallergie ist, dass Symptome unabhängig von der Stichstelle auftreten. Systemische Reaktion nennen Mediziner das.

«Wenn jemand in den Fuß gestochen wurde und auf einmal die Kopfhaut juckt, sich Atemnot zeigt und Schwindel auftritt, dann ist das ein klares Zeichen, dass das ganze System reagiert», nennt Jakob ein Beispiel.

Solche Ereignisse muss man unbedingt ärztlich abklären lassen, rät der Mediziner. Denn sie können sich zu einem potenziell lebensbedrohlichen allergischen Schock – einer Anaphylaxie – entwickeln. Die gute Nachricht: Es gibt mit der sogenannten spezifischen Immuntherapie eine Behandlung, bei der der Körper in kleinen Schritten an das Insektengift gewöhnt wird. So tritt bei einem erneuten Stich keine allergische Reaktion mehr auf.

Sehr selten können solche systemischen Reaktionen auch nach Mückenstichen auftreten. Hier gilt Jakob zufolge das gleiche Prinzip. Wer 10 bis 30 Minuten nach dem Stich Symptome wie eine Nesselsucht, Schwindel, Atemnot oder Engegefühl im Hals erlebt, hat womöglich eine Allergie auf Substanzen, die die Mücke in den Körper gebracht hat. Auch hier gilt: auf jeden Fall ärztlich abklären lassen. Quelle: dpa



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