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Klimawandel bedroht Vanilleproduktion durch Bestäuber-Verlust

Der Klimawandel bedroht die weltweite Vanilleproduktion auf eine bisher wenig beachtete Weise. Forscher der belgischen Universität Leuven und der Universität von Costa Rica warnen vor dramatischen Veränderungen in den Lebensräumen wilder Vanillepflanzen und ihrer Bestäuber.

Die Wissenschaftler berichten im Fachjournal «Frontiers in Plant Science», dass zunehmende Klimaextreme die tropischen Regionen Mittelamerikas stark verändern werden. Während einige Gebiete für Vanillepflanzen attraktiver werden könnten, verschlechtern sich gleichzeitig die Lebensbedingungen für die Insekten, die diese Pflanzen bestäuben.

Bestäuber verlieren ihre Lebensräume

Besonders dramatisch sind die Prognosen für die Bienen. Die Modellierungen zeigen für alle untersuchten Bienengattungen einen Rückgang der geeigneten Lebensräume voraus. Im Szenario mit weniger globalem Klimaschutz fallen die Verluste besonders drastisch aus.

Die Forscher analysierten die Verbreitungsgebiete von elf neotropischen Vanille-Arten und sieben Bienenarten unter zwei Klimaszenarien bis 2050. Während manche Vanillearten ihre Lebensräume sogar ausweiten könnten, droht anderen ein Rückgang um mehr als die Hälfte.

Spezialisierte Bestäubung in Gefahr

«Eine Entkopplung von Pflanzen und ihren Bestäubern könnte das Überleben wilder Vanille-Arten gefährden», warnt Erstautorin Charlotte Watteyn. Das Problem verschärft sich durch die hochspezialisierte Bestäubung: Die meisten Vanillearten sind auf wenige oder sogar einzelne Bestäuber angewiesen.

Bei Arten, die auf eine einzelne Bienengattung spezialisiert sind, könnte die Überschneidung der Lebensräume um 60 bis 90 Prozent schrumpfen. Ersatzbeziehungen zu anderen Bestäubern sind kaum möglich, da die Pflanzen so stark spezialisiert sind.

Bedrohung für kommerzielle Vanille

Die Bedrohung wilder Vanillepflanzen hat auch Folgen für die Landwirtschaft. Kommerziell genutzte Vanille (Vanilla planifolia) verfügt bereits über eine geringe genetische Vielfalt, was sie besonders anfällig für Krankheiten, Trockenheit und Hitze macht.

«Der Erhalt der natürlichen Populationen dieser wilden Arten und damit der großen genetischen Vielfalt, die sie repräsentieren, ist von entscheidender Bedeutung, um die Zukunft der Vanille zu sichern», schreibt das Forschungsteam. Für Verbraucher könnte sich die Erderwärmung ähnlich auswirken wie bei Kaffee, Schokolade oder Olivenöl: Schlechte Ernten führen zu Knappheit und höheren Preisen.

Internationale Zusammenarbeit gefordert

Das Forschungsteam ruft zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit und weiterer Forschung auf. Ziel sei es, die Widerstandsfähigkeit des Vanilleanbaus und damit die Lebensgrundlage vieler Kleinbauern in tropischen Regionen zu sichern.

Als Einschränkung ihrer Studie führen die Autoren an, dass nicht bei allen untersuchten Arten umfassende Informationen über die Bestäubungsmechanismen vorhanden waren. Dennoch zeigen die Ergebnisse deutlich, wie der Klimawandel komplexe ökologische Beziehungen bedroht. Quelle: dpa






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