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Deutsche Post will 629 Filialen durch Automaten ersetzen - jede 20. ohne Personal

Die Deutsche Post will künftig deutlich mehr automatisierte Stationen als offizielle Filialen anerkennen lassen. Bis Ende September gingen bei der Bundesnetzagentur 629 Anträge ein, damit die Automaten zur gesetzlich vorgeschriebenen Filialabdeckung zählen. Die Bundesnetzagentur genehmigte bereits 72 Anträge, die Post zog vier zurück.

Die Dimension ist erheblich: Wenn alle Anträge genehmigt werden, wären etwa jede 20. der bundesweit rund 12.600 Filialen ohne Personal. Rund fünf Prozent des Filialnetzes würden dann Automaten bedienen.

Die sogenannten Poststationen bieten Paketabgabe und -abholung, Briefkästen und Briefmarkenkauf sowie Videoberatung - sind aber rund um die Uhr verfügbar.

Kritik an der Automatisierung

Die Strategie stößt auf Widerstand. Achim Brötel (CDU), Präsident des Deutschen Landkreistags, betonte: «Postfilialen seien wichtige Einrichtungen der Daseinsvorsorge, die jedermann einen einfachen Zugang zum Postnetz bieten.» «Die Nutzerperspektive muss deshalb auch der entscheidende Maßstab sein und nicht etwa das Bestreben der Post, sich ihrer Verpflichtung zur flächendeckenden Gewährleistung ihrer Dienstleistungen auf möglichst einfache Weise zu entledigen», so Brötel weiter.

SPD-Bundestagsabgeordneter Sebastian Roloff warnte vor einer Ausweitung: «Ein Automat als Filiale ist zwar nicht ideal, aber besser als nichts - er kann die Situation in strukturschwächeren Gegenden verbessern. Es sollte aber kein Massenphänomen werden, sondern eher eine Ausnahme - wenn jeder 20. Standort ein Automat wäre, fände ich das noch angemessen, beispielsweise jeder dritte sollte es aber nicht sein», erklärte Roloff.

VdK-Präsidentin Verena Bentele kritisierte: «Postautomaten sind für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen häufig nicht nutzbar.»

Hintergrund der Entwicklung

Die Post nutzt eine Gesetzesänderung vom Januar, die erstmals erlaubt, Automaten auf die Filialnetz-Pflicht anzurechnen. Hintergrund ist ein anhaltendes Problem: 160 Pflichtstandorte in Gemeinden über 2.000 Einwohnern stehen aktuell leer.

Die bereits genehmigten Automaten-Filialen liegen vor allem im ländlichen Raum - in Asendorf (Niedersachsen), Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen), Heusenstamm (Hessen), Egling (Bayern), Harztor (Thüringen) und Schwarzheide (Brandenburg).






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